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»Wir haben schon genug gelitten«

Dezernent Ludwig informiert WASPO über drohende Nutzungsentgelte

Bielefeld (WB/fbr). Nutzungsentgelte für Sportstätten oder wie können die Sportvereine der Stadt helfen, die Vorgaben im städtischen Haushaltsicherungskonzept zu erfüllen. Das war das beherrschende Thema während der Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Schwimm- und Wassersport im Stadtsportbund Bielefeld, kurz AG WASPO. Der Bielefelder Sportdezernent Rainer Ludwig, informierte die anwesenden 21 von 43 Vertreter der Wassersport treibenden Vereine über den aktuellen Sachstand.

Ludwig machte deutlich, das die Vorgaben im städtischen Haushaltssicherungskonzept eindeutig sind: Jährlich 300 000 Euro sollen von 2005 bis 2009 im Rahmen dieses Konzeptes im Sportbereich für die Etatkonsolidierung erbracht werden. Bisher ist dies nicht gelungen. »Im laufenden Jahr werden 160 000 Euro fehlen«, so der zuständige Rathausdezernent Rainer Ludwig, der diese Zahl in einer Vorlage auch den Schul- und Sportausschuss des Rates vorlegte. Der Ausschuss will jetzt einen »Pakt für den Sport« auf den Weg bringen, der ohne ein Nutzungsentgelt dennoch das Sparziel erreicht.
Ursprünglich war ein generelles Nutzungsentgelt für Sporthallen im Gespräch, um das Geld einzufahren. Doch dieses Vorhaben löste in den Sportvereinen einen Sturm der Entrüstung aus. Dafür sind andere Maßnahmen ergriffen worden. So haben einige Sportvereine die »Schlüsselgewalt« für die Sportanlagen auch am Wochenende von der Stadt übernommen. Professionelle Anbieter müssen für die Hallennutzung zahlen, und das Schulschwimmbad Ummeln wurde geschlossen. Doch all das bringt bisher nur gut 100 000 Euro im Jahr. Ferner könnte sich Ludwig vorstellen, durch entsprechende Energiemesser für Licht und Duschwasser Gelder einzusparen. »Jeder Verein könnte«, so Ludwig, »punktgenau ausgerechnet werden.«
14 Fußballvereine sind inzwischen bereit, Reinigungs- und Platzwarttätigkeiten zu übernehmen. Doch ihre Forderung nach sofortiger Vertragsunterzeichnung konnte bisher noch erfüllt werden, weil die Verwaltung noch keinen entsprechenden Auftrag der Politik vorliegen hat. Auch der wurde jetzt erteilt.
Im März gehen die Haushaltsberatungen in die nächste Runde. Bis dahin sollen die Gespräche mit dem Stadtsportbund fortgesetzt, eine Lösung gefunden, der »Sport-Pakt« endgültig im Herbst verabschiedet werden. »Spätestens im Oktober muss ich dem Regierungspräsidenten ein Ergebnis präsentieren. Wenn das nicht der Fall ist, wird es ab dem 1. Januar 2006 zur Erhebung pauschaler Gebühren für die Nutzung städtischer Sportstätten kommen. Das wären 1,00 bis 1,50 Euro pro Stunde«, machte Ludwig deutlich.
»Dieses Fass wollen wir nicht öffnen, denn dann können wir es nicht mehr schließen und es wird nur noch darum gehen, wieviel Cent wir jedes Jahr mehr bezahlen müssen«, setzt der Geschäftsführer des Stadtsportbundes, Karl-Wilhelm Schulze, auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten. Auch eine von der der Verwaltung ins Spiel gebrachte befristete Umlage von allen erwachsenen Sportvereinsmitgliedern (50 000 Sportler, die jeder je 4 Euro zahlen müssten) lehnt Schulze mit der Begründung ab, dass nicht alle, wie z. B. Tennisspieler städtische Sportstätten in Anspruch nehmen. Solche Umlagen seien in anderen Städten ausgegangen »wie das Hornberger Schießen«. Schulze will die Vereine mehr in die Verantwortung nehmen, mahnte unter anderem zur Ehrlichkeit bei kommerziellen Angeboten. Soll heißen: Angebote, die nicht mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten sind. Auch von der genauen Überprüfung der Gemeinnützigkeit der Vereine verspricht sich der Stadtsportbund Geschäftsführer etwas.
Bei der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Wassersport treibenden Vereine keine Möglichkeiten mehr haben, Gelder für die Finanzierungsmöglichkeiten einzusparen. »Wir haben unseren Beitrag schon geleistet. Zahlreiche Hallen- und Freibäder wurden geschlossen. Die Waspo hat genug gelitten«, sprach die Vorsitzende der Waspo, Petra Brinkmann, den anwesenden Vereinsvertretern aus der Seele.

Artikel vom 09.03.2005