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Telefonieren über das Internet setzt sich 2005 durch

»Voice over IP« erreicht den deutschen Massenmarkt -ÊBei DSL-Angeboten im Paket oft schon mit dabei

Hannover (WB/tl/AP). Zu den wichtigsten Trends der CeBIT gehört das Telefonieren übers Internet. »Voice over IP« (VoIP), wörtlich übersetzt »die Stimme über das Internet-Protokoll«, ermöglicht weltweites Telefonieren zum Spartarif.
Die »Fritz-Box Fon« von AVM dient als DSL-Modem und als Telefonanlage.
Die grundlegende Technik gibt es schon seit Jahren. Erst jetzt aber ist sie so ausgereift, dass VoIP in den Massenmarkt eintritt. Dafür sorgt vor allem die Verbreitung der Breitbandtechnik DSL. Zugangsanbieter wie 1&1, Freenet, QSC oder web.de bieten Kombi-Pakete für DSL und VoIP an - meist wird dabei die »Fritz-Box Fon« des Berliner Herstellers AVM mitgeliefert, die gleichzeitig als DSL-Modem und als Telefonanlage dient. Wenn das analoge Telefon an diese Box angeschlossen wird, können Telefongespräche über das Breitband-Internet geführt werden. Dazu muss noch nicht einmal der PC eingeschaltet sein. Bei 1&1 zum Beispiel sind Gespräche mit anderen VoIP-Teilnehmern dieses Anbieters kostenlos. Ein Anruf an eine beliebige Nummer im Inlandsfestnetz kostet 1 Cent, an eine Mobilfunknummer meist 22,9 Cent und ins Ausland ab 1,9 Cent - etwa in die USA.
Strato, das inzwischen zu freenet gehört, erneuert in dieser Woche sein DSL-Angebot, wobei VoIP von vornherein mit einem Startguthaben von 100 Freiminuten inklusive ist.
Ganz auf VoIP eingestellt ist das sipgate-Angebot des Unternehmens indigo networks. Durch die Zusammenschaltung mit Partnernetzen, darunter auch freenet und web.de, kann man bei sipgate mit mehr als einer Million Teilnehmern kostenlos telefonieren.
Einen regen Zulauf findet auch die Software Skype, die seit Gründung der gleichnamigen Londoner Firma mehr als 77 Millionen Mal kostenlos im Internet heruntergeladen wurde. Hier wird über die Soundkarte am PC telefoniert, erforderlich ist also ein Headset oder ein Mikrofon. Mit der Kreditkarte werden »Credits« gekauft - das Startguthaben gibt es für zehn Euro - einschließlich Mehrwertsteuer sind es 11,50 Euro. Gespräche ins Festnetz kosten einheitlich 1,70 Cent je Minute - dies ist auch der Tarif für Gespräche in die USA (einschließlich Mobilfunk), nach Australien und in 19 andere Länder.
Im Test funktioniert das Telefonieren mit Skype sehr gut. Wenn die Telefonnummer eingetippt ist und der grüne Wähl-Button angeklickt wird, wird die Verbindung schnell aufgebaut. Bei einer DSL-Anbindung ins Internet merkt der Gesprächspartner am Festnetztelefon kaum einen Unterschied.
Für Skype sind keine riesigen Server erforderlich, die die Datenströme umwälzen müssen. Stattdessen wird hier die Peer-to-Peer-Technik eingesetzt, wie sie die Musiktauschbörsen bekannt gemacht haben. Letztlich werden es wohl weniger die Kosten sein, die den Ausschlag für VoIP geben als vielmehr erweiterte Möglichkeiten wie die gleichzeitige Übertragung von Texten oder Bildern. Bei Skype sind auch ein SMS-Dienst und ein Anrufbeantworter geplant. So ist absehbar, dass VoIP mit dem Messaging zusammenwachsen wird, also mit der Text-Kommunikation in Echtzeit.
Auch die Deutsche Telekom will während der CeBIT eine Software für das Telefonieren über den Computer vorstellen. »Wir beginnen kommende Woche mit einer Softwarelösung, mit der unsere Kunden - kombiniert mit einem Headset - von ihrem Computer aus telefonieren können«, sagte Burkhard Graßmann, Medienvorstand bei T-Online. Im Jahresverlauf solle eine Hardware angeboten werden, mit der analoge Telefongeräte für das Telefonieren über Internet genutzt werden könnten. Kunden, die das Voice-over-IP-Angebot nutzen wollten, bekämen eine spezielle Rufnummer zugeteilt. T-Online-Kunden mit einem entsprechendem Tarif telefonierten so ohne weitere Kosten. Bei Gesprächen ins Festnetz werde eine Gebühr von 2,9 Cent je Minute fällig, Verbindungen zu nationalen Mobilfunkanbietern kosteten 22 Cent pro Minute.

Artikel vom 09.03.2005