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Wunsch nach Begräbnis im
eigenen Garten unerfüllt

Neue Friedhofssatzung passiert die Bezirksvertretung

Brackwede (gge). Einstimmig haben die Mitglieder der Bezirksvertretung Brackwede der neuen Bielefelder Friedhofssatzung zugestimmt. Auch Karl-Ernst Stille votierte dafür, obwohl der Bündnis-Grüne gerne in einer Urne im eigenen Garten beerdigt werden würde.

Das ist nämlich bei aller Lockerung der bisherigen Gesetzgebung noch nicht erlaubt. »Warum wird die Friedhofspflicht nicht aufgehoben?« fragte der Bezirksvertreter. »Der Innenminister wurde vom Landtag gebremst«, gab Dr. Bernd Brunemeier (SPD-Fraktionsvorsitzender) sein Wissen als Landtagsabgeordneter preis. Und auch Uwe Eweler vom Umweltbetrieb der Stadt verwies auf die Zuständigkeit des Landes Nordrhein-Westfalen. Schließlich ist das neue Bestattungsgesetz bereits seit 1. September 2003 in Kraft.
Die Kommunen sind seitdem gehalten, ihre Satzungen zu überarbeiten. Vieles ist künftig erlaubt, was bis dato verboten war (das WB berichtete bereits). Aber eben doch nicht alles. So wurden zum Beispiel die Bestattungsgrenzen aufgehoben, externe Bestattungen sind überall erlaubt. Dafür müssen Gewerbetreibende (wie Steinmetzbetriebe) ihren Abfall selbst entsorgen. Und es gibt eine Befreiung von der Sargpflicht. Das heißt, Verstorbene können auch (wie etwa bei Muslimen üblich) in Tüchern bestattet werden, der Transport der Leiche bis zum Grab muss jedoch weiterhin im Sarg erfolgen. Erlaubt sind auch Findlinge und Bilder (wie in Bayern längst üblich).
»Darf ich mir einen ausgedienten Grabstein künftig auch in den Garten stellen?«, wollte Andrea Wodtke (BfB) wissen. »Selbstverständlich«, meinte Eweler und erklärte, dass es künftig sogar Grabmal-Patenschaften gebe, wenn besonders schöne Gedenksteine eine Grabstätte zierten, die nicht mehr genutzt werde.
Trotzdem hielt Volker Sielmann (FDP) es für eine »Zumutung«, sich immer noch mehr als 30 Paragraphen »reinziehen« zu müssen, wenn man eine Grabstelle kaufen wolle. »Das ist keine Liberalisierung«, meinte der Liberale.
Sozialdemokrat Dr. Bernd Brunemeier hält eine ortsnahe Bestattung für die Menschen im »rasant wachsenden Ortsteil« Quelle mit bald 9000 Einwohnern für besonders wichtig. Der Reaktivierung des Johannisfriedhofes kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Laut Verwaltung gibt es in der Stadt Bielefeld 64 Hektar zu viel Friedhofsfläche. Um Kosten einzusparen, hat sie den Auftrag erhalten, einen neuen Bedarfsplan zu erstellen. Er soll bis Ende diesen Jahres fertig sein. Warnte Dr. Brunemeier in diesem Zusammenhang: »Wir müssen aufpassen, dass wir keinen seelenlosen Zentralismus bekommen.«

Artikel vom 08.03.2005