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Kommentar

Die Bürger wenden sich ab mit Grausen

Im Grunde ist der Weg geebnet für eine positive Entwicklung: Das in die Jahre gekommene äußere Bild der Altstadt soll modernisiert werden, der Alte Markt mit einem Brunnen in der Platzmitte an Attraktivität gewinnen, die Merkur-Skulptur den bislang eher stiefmütterlich behandelten Bunnemannplatz aufwerten. Dennoch schlagen die Bielefelder ob einer Posse in mehreren Akten die Hände über dem Kopf zusammen.
Da war die monatelange Diskussion um das Altstadtpflaster - am Ende wollte es niemand mehr hören. Dann stritten sich die Politiker um den Standort des Merkur. Mangels Umzugsgeldes wollte der Baudezernent die Volwahsen-Skulptur schließlich auf dem Bauhof »zwischenlagern«. In letzter Minute sprang die Stadtwerke-Stiftung ein. Und gestern trauten Passanten ihren Augen nicht, als Arbeiter in aller Herrgottsfrüh den Götterboten abbauten - ohne jede Ankündigung.
Als ob nicht schon genug Porzellan zerschlagen worden wäre! Es gibt gute Gründe dafür, dass der Umzug rasch in die Wege geleitet wurde. Dies aber in aller Heimlichkeit vorzubereiten, lässt auf ein merkwürdiges Demokratieverständnis schließen. Es darf sich niemand wundern, wenn unter solchen Umständen die Politikverdrossenheit bei den Bürgern immer mehr wächst und sie sich abwenden mit Grausen.
Die Altstadtsanierung ist ein trauriges Lehrstück dafür, wie eine an sich gute Sache wegen dilettantischer, unsensibler Handlungsweise in ein immer schlechteres Licht gerät. Manfred Matheisen

Artikel vom 08.03.2005