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Leon muss sich noch anpassen

20-Jähriger stand in Stuttgart zum ersten Mal in Arminias Anfangself

Von Dirk Schuster
Stuttgart (WB). Verloren hatte er mit Arminia das Spiel, verloren stand der kleine Diego Leon nach der Partie im Kabinentrakt des großen Gottlieb-Daimler-Stadions. Er blickte ein wenig betrübt drein. Sein erstes Bundesligaspiel von Anfang an: Der Spanier hatte sich mehr davon versprochen.

Und nun war nicht mal Fatmir Vata da. Vata, der Mitspieler, den Leon (20) liebevoll »Papa« nennt. Der Mitspieler, mit dem sich Leon unterhalten kann, weil er seine Sprache spricht. Derjenige, der ihn hätte aufmuntern können nach einer Halbzeit, in der das Spiel an Leon weitgehend vorbei lief. Vata war verletzt in Bielefeld geblieben und Leon in Stuttgart mit sich ziemlich allein.
Während sich seine Mannschaftskollegen in den Bus zurückzogen oder Interviews gaben, wusste Leon wohl nicht so recht, wohin mit sich. Was ihm jetzt fehlte, so schien es, war ein Stück Heimat. Darum hellte sich sein düsterer Gesichtsausdruck mit einem Schlag auf, als ein südländisch aussehender Journalist auf den Spanier zuging und fragte: »Diego, como te sientef?« Diego, wie fühlst du dich? Und schon sprudelte es aus dem Madrilenen, der im Winter zum DSC Arminia gewechselt war, heraus wie aus dem Cibeles-Brunnen am Paseo del Prado, der zu den schönsten in der spanischen Hauptstadt gehört.
»Ich war ziemlich überrascht, dass ich von Beginn an spielen durfte«, sagte Leon. Erst im Abschlusstraining am Freitag zeichnete sich ab, dass er in Stuttgart seine Premiere in Arminias Startelf feiern würde. Während dem ballgewandten Angreifer in der Abschlusseinheit ein paar fantastische Kunststücke gelungen waren, kam er auf dem rutschigen Stadion-Rasen nicht in die Gänge.
»Ich habe noch ein paar Schwierigkeiten, mich anzupassen«, gestand Leon und gab an, »noch nicht die Mentalität der Bundesliga aufgenommen« zu haben. Ehrliche Worte eines Musterschülers, die bei Fußballlehrer Uwe Rapolder gut ankommen dürften.
Und worin liegen die Anpassungsprobleme begründet? »In Deutschland wird mehr auf Kondition gesetzt als in Spanien«, antwortete Leon. »Für mich ist hier alles neu. Zwischen Real und Arminia liegen Welten.«
Zwischen Arminia und dem VfB zwar nicht, und dennoch fand Leon all seiner jederzeit erkennbaren Bemühungen zum Trotz keinerlei Bindung zum Spiel. Arminias einzige Sturmspitze war bei den Stuttgarter Innenverteidigern Babbel und Meira bestens aufgehoben. Ballkontakte waren darum selten. Und wenn Diego Leon mal die Kugel am Fuß hatte, war sie meist ganz schnell wieder weg.
Das, was Einwechselspieler Isaac Boakye (spielte ab der 46. Minute für Leon) auszeichnete, wollte dem Iberer nicht gelingen. Während Boakye in der Spitze die Bälle hielt, war Leon ein bisschen zu hektisch. Klar, dass der talentierte Spanier allen beweisen wollte, trotz seiner Jugend bereits ein gestandener Armine zu sein. Doch vielleicht wollte der Neue auch einfach ein bisschen zu viel. Immerhin einen Teilerfolg verbuchte Leon. »Unser Ziel zur Halbzeit war ein 0:0, das haben wir erreicht.« Über Konter, so der 20-Jährige, hatte Bielefeld in Stuttgart zum Erfolg kommen wollen. »Wir wussten ja, dass uns der VfB unter Druck setzen würde.« Und an Drucksituationen muss er sich eben erst noch gewöhnen.

Artikel vom 08.03.2005