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Welche Frisur darf's sein?Warum die Giraffen-Damen plötzlich Mützen trugen...
Eine neue Frisur kann schon einiges bewirken. Manchmal ist das gut, manchmal nicht. Lest selbst!
Die Giraffen-Gang gammelte am Tümpel herum und lauschten dem Geplapper der Papageien im Baum. »Der berühmte Friseur Kakadu ist wieder da!« zwitscherte eine Vogeldame ihrer Freundin zu. »Der Vogel, der jedem Tier eine Starfrisur verpasst?« »Genau der! Wer wirklich etwas auf sich hält, geht zu ihm und lässt sich von ihm frisieren!« Die Lauscher nach oben gerichtet, hörten die Giraffen ganz genau zu. »Also, ich bin mit meiner Frisur zufrieden«, sagte die kleine dicke Giraffe und strich sich übers Fell. Die anderen nickten. Kurz darauf stand die immerhungrige Giraffe auf und verabschiedete sich von ihren Freunden. »Ich habe auch noch Essen auf dem Herd!«, sagte eine andere und trottete ebenfalls davon. Eine dritte Giraffe blickte auf die Uhr.
»Herrje, so spät ist es schon. Gleich kommt das Sandmännchen, ich muss nach Haus!« Und so verschwanden nach und nach alle Tiere vom Teich. Die immerhungrige Giraffe, die als erste gegangen war, schlich geduckt durchs Dickicht hindurch. Niemand sollte sehen, dass sie auf dem Weg zum Kakadu war. Die Giraffeneinheitsmähne war sie schon lange leid, nun war es Zeit für etwas Neues. Beim Friseur angekommen, wurde sie vom Meister höchst persönlich begrüßt. »Schatz, Deine Mähne ist ja völlig ruiniert. Zuviel Sonne und das falsche Shampoo dazu! Mit ganz viel Glück kann ich noch etwas retten!« Der Kakadu klatschte mit den Flügeln in die Luft und kurz darauf eilten seine Gehilfen mit Lockenwicklern, Bürsten und Scheren herbei. Und ehe es sich die Giraffe versah, wurden ihre Haare frisiert. Hinten ganz kurz und vorne eine Dauerwelle.
Begeistert flatterte der Kakadu in die Luft, dann hielt er seiner Kundin den Spiegel hin. »Und das ist jetzt der neuste Trend?«, fragte die Giraffe zweifelnd und begutachtete sich entsetzt. »Aber natürlich, meine Liebe, das ist im Moment ganz angesagt!« Die immerhungrige Giraffe verabschiedete sich. Auf diesen Schock brauchte sie dringend einen Strauß Wipfelklee. So fürchterlich schrecklich hatte sie noch nie ausgesehen. Da die anderen Giraffen sie so keinesfalls sehen durften, schlich die immerhungrige Giraffe wieder geduckt durchs Gras. Als sie tief unten über den Boden robbte, rupfte sie sich ein paar Savannenbuschblätter und nähte sich daraus eine Giraffenkopfmütze. So ging sie zu ihren Freunden zurück. Doch als sie die anderen Gangmitglieder sah, brach sie in Gelächter aus. Denn nicht nur sie, sondern auch all ihre Freunde trugen irgendwelche Mützen. Sonnenhüte, Tücher oder Baseballkappen zierten die Köpfe der Giraffen am Teich. Als die Immerhungrige lachte, fingen auch die anderen an und nahmen nach und nach ihre Kopfbedeckungen ab. Danach konnte sich keine von ihnen mehr halten.
Die kleine Giraffe trug nämlich eine glanzlose Glatze, die große eine Vokuhila-Frisur, die braune eine krausel-grausel Dauerwelle und die Dicke hatte haarsträubende schwarze Strähnchen im Fell. So fürchterlich hatten sie wirklich noch nie ausgesehen, aber auch noch nie so komisch und witzig dazu. Kichernd gingen sie zum Fotografen und machten ein Bild zur Erinnerung. Noch lange danach lachten sie über ihre Haare, zum Kakadu gingen sie jedoch nicht noch mal. Denn eine Giraffe, die wirklich etwas auf sich hält, braucht dazu bestimmt keine lächerliche, teure Frisur.

Artikel vom 12.03.2005