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Kühnen hofft
auf ein Heimspiel

Daviscup: Haas verliert und schweigt

Johannesburg (dpa). Den deutschen Tennisprofis steht beim Kampf um die Rückkehr in die Daviscup-Weltgruppe ein heißer Tanz bevor.

»Hauptsache wir bekommen ein Heimspiel«, sagte Kapitän Patrik Kühnen nach der Zitterpartie gegen Südafrika in Johannesburg angesichts der potenziellen Gegner in der Relegationsrunde im September. »Unsere Spieler gehören in die Erste Liga und haben das Zeug, das Viertel- wenn nicht gar das Halbfinale zu erreichen«, meinte Boris Becker trotz des von Rainer Schüttler mit einem Dreisatzsieg gegen »Oldie« Wayne Ferreira nur mühsam verhinderten Debakels.
Von einem Betriebsunfall, wie der im Herbst 2003 erfolgte Abstieg aus der Weltgruppe bezeichnet wurde, sprach nach der abermals schwachen Vorstellung in Südafrika niemand mehr. Die deutsche Mannschaft ist momentan selbst in bester Besetzung höchsten Anforderungen kaum gewachsen. Einen Akteur wie Wesley Moodie, der im Nationaltrikot über sich hinauswächst, sucht man vergebens. Vielleicht fehlt den trotz aller Rückschläge unverdrossen vom Daviscup-Gewinn redenden Haas, Kiefer und Schüttler nur die Herausforderung. Möglicherweise würde ihnen ein Länderspiel als Außenseiter gegen einen der ganz Großen gut tun. Die Gelegenheit könnte sich vom 23. bis 25. September bieten. Im Lostopf für das entscheidende Aufstiegsspiel sind am 3. Mai in London reichlich Gegner, die man eher auf dem Weg zum Titel denn im Kampf gegen den Abstieg vermuten würde.
An erster Stelle gilt dies für die USA, die mit Andre Agassi und Andy Roddick daheim Kroatien unterlagen. Deutschland hätte gegen den Rekord-Daviscupsieger Heimrecht. Aber auch die Erstrunden-Verlierer Spanien, Schweden, die Schweiz, Weißrussland und Tschechien wären harte Brocken. Allein Österreich erscheint aus heutiger Sicht ein dankbarer Gegner zu sein. Am unangenehmsten wäre sicherlich eine Reise zum Auswärtssiel nach Chile.
»Wenn wir ein Heimspiel haben, werde ich dafür kämpfen, dass wir einen optimalen Standort wählen und die Anlage auch voll ist«, sagte Kühnen. Der krankheitsbedingte Ausfall von Doppel-Spezialist Alexander Waske machte dem Teamchef ebenso zu schaffen wie das Auftreten von Thomas Haas, der nach seiner Fünfsatz-Niederlage gegen Moodie für Riesenärger sorgte.
Die vom Weltverband ITF vorgeschriebene Pressekonferenz hatte er mit dem Hinweis geschwänzt, er werde nach Schüttlers Match kommen. »Das ist alles meine Schuld. Ich habe Tommy nicht gehen lassen«, stellte sich Kühnen vor seinen Spieler, der nach dem Matchball wortlos zum Flughafen eilte. Die Harmonie im Team mag Kühnen durch seinen Schulterschluss fördern; die Außenwirkung nicht. Die hat durch Haas' Überheblichkeit Schaden genommen. Professionelles Verhalten dürfte von ihm erwartet werden.

Artikel vom 08.03.2005