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Auf Kunstwerk
wollen Politiker
nicht verzichten

»Kleine Lösung« für Friedhofseingang

Von Paul Siegfried Schulz
Sennestadt (pss). Wenn es um Kunstwerke geht, verstehen Sennestadts Kommunalpolitiker keinen Spaß. Diese leidvolle Erfahrung mussten jetzt die Planer des Umweltamtes machen, als sie in der Bezirksvertretung drei Varianten zum Umbau des Haupteinganges zum Sennestädter Waldfriedhof mit gleichzeitiger Umgestaltung des Kapellenvorplatzes vorstellten.

Völlig unstrittig ist, dass die Pflasterung des Haupteinganges sowie des Kapellenvorplatzes erneuert werden muss. Die ist nicht mehr verkehrssicher, stellt eine Unfallgefahr dar. Nur aus diesem Grund ist trotz der Haushaltssicherung eine Umgestaltung möglich. Dafür sind im Investitionsplan der Abteilung Friedhöfe insgesamt 50000 Euro vorgesehen.
Doch die Planer haben auch eine Umgestaltung vor Augen, die den gesamten Eingangsbereich und den Kapellenvorplatz lichter, durchlässiger und auch größer machen soll. Mit neuer Bepflanzung, um, wie es Thomas Finke von der Abteilung Friedhöfe im Umweltamt erläuterte, eine »einladende Situation« zu schaffen und die Raumkapazität an dieser Stelle zu erhöhen.
Aber auch, um den Eingangsbereich zum Friedhof und zur Kapelle räumlich zu trennen, so dass sich Trauergemeinden und sonstige Friedhofsbesucher nicht unmittelbar begegnen und eine ungestörte Vorbereitung auf die Trauerfeier möglich wird, werden die Planungen begründet.
In dieser Variante 1a, die von der Verwaltung favorisiert wird und die knapp 49000 Euro kostet, hatten jedoch jene nahezu überwucherten 39 Betonquader keinen Platz mehr, die nur noch von eingeweihten Sennestädtern als Kunstwerk des Detmolder Bildhauers Professor Karl Ehlers erkannt werden, das den Namen »Mauer« trägt. Die werden abgetragen und nicht wieder an anderer Stelle aufgebaut, hatte Finke angeführt. Auf Nachfrage erfuhren die Bezirksvertreter dann, dass die Quader anschließend »entsorgt« werden sollen - zu Bauschutt.
Doch Finke konnte noch zwei weitere Varianten präsentieren: Die Variante 1b entspricht 1a, jedoch mit dem kostenträchtigen Unterschied, dass die »Mauer« an anderer Stelle des Waldfriedhofes wieder aufgestellt wird. Eine Variante, wie sie auch die Erben Ehlers gerne gesehen hätten, die einer Entfernung vom jetzigen Ort ihren Segen gegeben haben.
Die Variante 1c schließlich lässt im Wesentlichen alles so wie es ist mit der Maßgabe, dass das Kunstwerk von seinem Bewuchs befreit und gereinigt wird und einige kleinere neue Pflanzflächen hinzukommen. »Die bestehende, als bedrückend empfundene Enge des derzeitigen Einganges sowie des Hinterhofs bleiben unverändert bestehen«, hatte die Verwaltung in ihre Vorlage geschrieben.
Doch kaum hatte Finke seinen Vortrag beendet, da schlug es ein. »Wir sind empört«, ereiferte sich Beate Rasche-Schürmann (SPD). Die Mauer sei ein Kunstwerk, das an dieser Stelle erhalten bleiben muss. Und sie zitierte aus dem von der Kunsthalle Bielefeld 1990 herausgegeben Handbuch »Skulpturen in Bielefeld«, wonach das Kunstwerk »schöpferische Fantasie« und einen »hohen plastischen Wert« habe. Rasche-Schürmann deutlich: »Uns ist das Kunstwerk wichtiger als ein freier Platz vor der Kapelle.«
Klaus Weise (CDU) reagierte emotionsloser. Auch er sei für den Erhalt des Kunstwerks, könne sich aber ein Aufstellen an anderer Stelle ebenfalls vorstellen. Er favorisiere die Variante 1b. Dr. Jörg van Norden (Bündnis90/Die Grünen) indes sieht die »Mauer« als ein Kunstwerk, das für den vorhandenen Standort konzipiert wurde. Deshalb könne man es nicht einfach umsetzen. Zudem gehöre es zur Entstehungsphase Sennestadts.
Als dann Uwe Eweler, Geschäftsbereichsleiter Friedhöfe, darauf verwies, dass die Variante 1b etwa 55500 Euro koste, den Finanzrahmen von 50000 Euro überschreite und nur mit Deckungsvorschlägen der Bezirksvertretung zu realisieren sei, war es klar: Die Sennestädter Bezirksvertreter stimmten einstimmig bei zwei Befangenheitsenthaltungen der 42500 Euro teuren Variante 1c zu. Die soll nun noch einmal - mit neuen Bepflanzungsvorschlägen - der Bezirksvertretung vorgestellt werden.

Artikel vom 07.03.2005