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Reifeprüfung startete mit einem Kanon

Vor 50 Jahren machte der erste Jahrgang des Max-Planck-Gymnasiums Abitur - Wiedersehen zum Jubiläum

Von Michael Schläger (Text)
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Am Ende hatten sie es alle geschafft. Anfang März 1955 gingen 18 junge Männer, der erste Abiturientenjahrgang des frisch gegründeten Max-Planck-Gymnasiums, in die Reifeprüfung. Sieben von ihnen kamen am Samstag im heutigen MPG zu einem Wiedersehenstreffen zusammen.

Dass eine Abiturprüfung mit einem kleinen Kammerkonzert und einem Kanon der Prüflinge beginnt, kann sich heute so recht niemand mehr vorstellen. »Bei uns war's so«, sagt Horst Kroos, damaliger Schul- und Klassensprecher und heute als Pensionär in Heidelberg zu Hause.
Und dass die Prüfung auch sonst ganz anders verlief als er er es sich ursprünglich gedacht hatte, auch das weiß er noch zu gut. Der strenge Vorsitzende der Prüfungskommission, Regierungsdirektor Bruns, erklärte den Abiturienten in spe, er wolle sie just in den Fächern prüfen, wo sie es am wenigsten erwarteten. So kam Kroos nicht in Physik, sondern in Kunst an die Reihe und sollte ausgerechnet den Entwurf eines Friedhofstores, das sowohl Trauer als auch Freude ausdrückte, zu Papier bringen. »Irgendwie ging's«, erzählt er. Und irgendwie haben es auch alle seine Mitschüler geschafft.
Aber schließlich war der Klasse schon in einem Vorab-Gutachten »gute Intelligenz« bescheinigt worden und die »außerordentliche Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit den mannigfachen Problemen des gesamten Unterrichts«. Das Gutachten und Fotos der Abi-Prüfung hatte Gisela von Alven, heutige Leiterin des Gymnasiums, in den Archiven »ausgegraben«, auf einer CD zusammen gestellt und den Ehemaligen zur Erinnerung mit an die Hand gegeben.
»Es ist das erste Mal in unserer Schulgeschichte, dass wir ein 50-jähriges Abitur-Jubiläum feiern«, berichtete die Direktorin. Die Schule mit ihrem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt war 1952 gegründet worden. Eingerichtet wurden damals alle Jahrgangsklassen von der Sexta, der Klasse fünf, bis zur Obersekunda, dem elften Jahrgang.
»Wir hatten tolle Lehrer«, sind sich die Pennäler von einst einig. So entwickelte sich schnell ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl, obwohl es anfangs noch kein eigenes Gebäude gab, in den Räumen des Rats-Gymnasiums unterrichtet wurde. Die Ehemaligen des Abi-Jahrgangs 1955, die es bis auf den Stadtplaner Jürgen Schürmann und den Rechtsanwalt Gerd Vogt allesamt über Bielefelds Grenzen hinaus trug, treffen sich seit langen im Abstand von fünf Jahren.
Doch seit 50 Jahren das Zeugnis der Reife zu besitzen, das war am Wochenende ein besonderer Anlass zum Feiern - und Erinnerungen auszutauschen. Wie die an die Schulfeste: »Da musste ich vorher immer einen Anzug anziehen, einen Schlips umbinden und die Schwester Oberin an der Marienschule bitten, dass die Mädchen von dort zu uns auf die Jungenschule kommen dürfen«, erinnert sich Kroos. Er hat stets geklappt.

Artikel vom 07.03.2005