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Finanzchef Roland Kentsch

»Blaue« schreiben
schwarze Zahlen

Angebote an Buckley und Owomoyela

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Arminia Bielefeld hat im vergangenen halben Jahr wie geplant einen Gewinn von 1,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Zur neuen Saison will der Fußball-Bundesligist die Personalkosten um 20 Prozent erhöhen. Statt zehn sollen künftig zwölf Millionen Euro in die Mannschaft investiert werden.

Mehr Geld für die Spieler und dennoch mehr »Kohle« in der Kasse - der anhaltende sportliche Erfolge im Jahr des 100-jährigen Bestehens macht es möglich. Zudem hat Arminia die Summe der langfristigen Verbindlichkeiten auf fünf Millionen Euro zurückgeführt -Ê auch das wie geplant.
Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr dieser Saison - betriebwirtschaftlich ein so genanntes Rumpfgeschäftsjahr, weil Arminia künftig für pro Kalenderjahr bilanziert -Êleistete sich Roland Kentsch am Freitag einen kurzen Ausflug ins Philosophische: »Der sportliche Erfolg nährt die Fantasie«, sagte Arminias Finanz-Geschäftsführer. Aber nicht nur deshalb hat er die Hoffnung auf einen Verbleib von Patrick Owomoyela und Delron Buckley über diese Saison hinaus nicht aufgegeben.
Beiden Profis hat der Verein inzwischen neue Angebote unterbreitet, in Bielefeld mehr zu verdienen und dafür die Verträge vorzeitig zu verlängern oder zumindest auf die Ausstiegsklausel (Buckley) zu verzichten. Kentsch: »Wir tun alles, aber auch wirklich alles, um Delron Buckley in Bielefeld zu halten. Da gibt es keinen Dissens in irgendeinem Gremium des Vereins.«
Erfreut stellte er fest, dass das Minus des Aufstiegsjahres spätestens am 31. Dezember wieder aufgeholt sein soll. Bereits im Berichtszeitraum (1. Juli bis 31. Dezember) machte Arminia rund eine Million Euro gut, und es wäre sogar noch mehr gewesen, wenn der Klub vor und während dieser Saison die Personalkosten für die Lizenzspieler nicht bereits um 1,5 Millionen Euro erhöht hätte.
»Hier bricht nichts auseinander. Im Gegenteil: Wir haben in der Winterpause noch vier Spieler dazugeholt und nur einen abgegeben«, sagte Kentsch und widersprach damit dem Eindruck, dass die Arminia zu einem »Selbstbedienungsladen« (Uwe Rapolder) für andere Klubs geworden sei. Dennoch mahnte der Finanzexperte zu Realismus. »Strukturell werden wir in der Bundesliga immer auf einem Abstiegsplatz stehen, egal ob wir 11, 12 oder 13 Millionen Euro in die Mannschaft investieren. Umso höher ist der gegenwärtige sportliche Erfolg zu bewerten. Es ist wesentlich schwieriger für Thomas von Heesen und Uwe Rapolder, diesen Erfolg zu produzieren, als wenn sie das Doppelte zur Verfügung hätten.«
Im Lizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga (DFL) - Arminia hat alle Unterlagen bereit - erwartet Kentsch keinerlei Probleme. »Das wird völlig geräusch- und problemlos ablaufen«, sagt Kentsch für den Fall, an dem niemand mehr zweifelt: Arminia spielt weiter im Oberhaus. Und auch ein Abstieg wäre leichter zu verkraften als früher. »Dann, und nur dann, müssten wir Transfers tätigen«, sagte Kentsch. So wären immerhin 17 Millionen Euro für einen achten Aufstieg da.
Zu den unumgänglichen DFL-Anforderungen zählt auch eine gewisse Bauaktivität auf dem Trainingsgelände: 3500 Quadratmeter an der Friedrich-Hagemann-Straße will der Klub für 200 000 Euro erwerben, die restlichen 80 000 Quadratmeter für 30 Jahre pachten. Auf dieser Fläche soll zunächst im Sommer für 500 000 Euro ein neuer Umkleide- trakt entstehen. Die Gesamtkosten für ein modernes Übungsterrain, das keine Wünsche offen lässt, bezifferte Kentsch auf ein Volumen von vier Millionen Euro.

Artikel vom 05.03.2005