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Helden sind noch aktuell

Schiller-Jahr beginnt offiziell an diesem Wochenende

Berlin (dpa). Das Schiller-Jahr wird an diesem Wochenende offiziell mit einer 24-stündigen Marathon-Lesung »Schiller für alle« im Neubau der Berliner Akademie eröffnet.

»Schiller lockt« - dieses Motto des Schiller-Jahres in Thüringen steht symbolisch auch über den bundesweiten Angeboten zum 200. Todestag Friedrich Schillers am 9. Mai. Mit originellen Ideen - Theateraufführungen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerten oder Stadtführungen - wird landauf, landab des Freiheitsdichters gedacht. Den Startschuss hatte zu Silvester die Weimarer Staatskapelle mit Max Bruchs Vertonung vom »Lied von der Glocke« gegeben.
Seine Geburts- und Sterbeorte Marbach am Neckar und Weimar erinnern mit zwei Sonderschauen an den Dramatiker, Lyriker und Historiker. »Götterpläne & Mäusegeschäfte« ist die Ausstellung im Marbacher Schiller-Nationalmuseum überschrieben. Sie thematisiert mit Manuskripten, Gemälden, Skulpturen und Alltagsgegenständen den Weg Schillers bis zur Erhebung in den Adelsstand. Die Stiftung Weimarer Klassik begibt sich mit »Die Wahrheit hält Gericht - Schillers Helden heute« auf aktuelle Spurensuche mit dem Verhältnis des Individuums zur Macht. Das Deutsche Nationaltheater Weimar bietet wegen knapper Kassen statt eines »Schiller-Laboratoriums« mit neuen Dramen nur drei Neuinszenierungen, darunter »Die Räuber«.
Österreich hält sich im Schiller-Jahr zurück, schafft aber eine originelle Verbindung zu den Feiern 50 Jahre Staatsvertrag. An Schillers 200. Todestag schicken die Veranstalter tausende SMS mit Schiller-Zitaten zum Thema Freiheit an die Österreicher. Die Aktion lehnt sich an ein berühmtes Zitat des damaligen Außenministers Leopold Figl an, der die Unterzeichnung des Staatsvertrags mit den Worten kommentiert hatte: »Österreich ist frei«.
Peter Stein rezitiert Schillers »Wallenstein« - im Mai in Frankfurt am Main und im Oktober im Renaissanceschloss Ulrichshusen zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Das historische Vorbild Wallensteins, der böhmische Graf Wallenstein (1583-1634), war als Feldherr im Dreißigjährigen Krieg zwei Jahre im Norden Deutschlands.
Die Ideen von Gleichheit und Freiheit Schillers haben 200 Jahre nach seinem Tod für die Theatermacher nichts an Aktualität eingebüßt. Das Theaterhaus Jena eröffnet im Sommer die Kulturarena mit einem Freilicht-Spektakel zur »Jungfrau von Orléans«. Frankfurter Bühnen und das Goethe-Museum initiierten eine gemeinsame Reihe zum Thema »Alles Schiller, oder was?«. Dazu gehören Bühnen-Experimente wie das Stück »Weltmeister.Schiller: Fußball« zur Weltmeisterschaft. Die Berliner Festspiele und das Theatertreffen der Jugend veranstalten mit dem ZDF-theaterkanal/3sat den Wettbewerb »Schüler spielen Schiller«. Im Mai werden fünf Aufführungen von 103 Bewerbungen vorgestellt.

Artikel vom 05.03.2005