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Warnung vor Rinderkrankheit

Erreger der Paratuberkulose auch ein Auslöser für Morbus Crohn?


Hamburg (ddp/WB). Nach dem Rinderwahnsinn BSE gibt es offenbar eine neue Tierseuche, die Menschen in Gefahr bringt. Das MAP-Bakterium, das bei Rindern die sogenannte Paratuberkulose hervorruft, ist beim Menschen möglicherweise ein Auslöser für die Darmkrankheit Morbus Crohn, berichtet »Bild am Sonntag«. In Deutschland leiden etwa 160 000 Menschen an der Krankheit.
Laut Hans-Ulrich Klör, Professor für Magen- und Darmkrankheiten an der Uni Gießen, sind die Hinweise darauf, dass der Paratuberkulose-Erreger MAP und Morbus Crohn zusammenhängen, »sehr stark«. Die Krankheit verlaufe bei Mensch und Tier nahezu identisch. Zudem sei das MAP-Bakterium bei Morbus-Crohn-Patienten nachgewiesen worden.
Noch deutlicher äußerte sich der Brite John Hermon-Taylor, der international als einer der führenden Morbus-Crohn-Forscher gilt. Er sagte: »Der MAP-Keim ist weltweit eine der größten Gefahren für die Gesundheit.« Leider hätten viele Regierungen, auch in Großbritannien und in Deutschland, bisher »kaum darauf reagiert«. Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) wurde dem Bericht zufolge bereits im Oktober 2001 vom damaligen Bundesamt für gesundheitlichen Verbraucherschutz (bgvv) über eine mögliche Übertragung des Erregers auf den Menschen informiert.
Als »erdrückend« bezeichnete gestern auch Rainer Schneichel aus Mayen, Vizepräsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt) und Vizepräsident der Landestierärztekammer Rheinland-Pfalz, die Datenlage für einen Zusammenhang zwischen dem Erreger der Paratuberkulose »Mycobacterium avium paratuberculosis« (MAP) und der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn des Menschen.
Trotz Warnungen habe sich die Paratuberkulose weitgehend ungebremst über viele Jahre zur »heimlichen Seuche« in den Wiederkäuerbeständen entwickeln können.

Artikel vom 07.03.2005