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Cacau entschuldigt sich fürs Tor

Chancenloser DSC Arminia beim 1:2 in Stuttgart zu spät aufgewacht

Von Werner Jöstingmeyer
Stuttgart (WB). »Das war nicht die Mannschaft, die in der Hinrunde auch auswärts überzeugt hat.« Ziemlich emotionslos nahm Arminias Trainer Uwe Rapolder die 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart zur Kenntnis. Nach dem Abpfiff stellte er fest: »Es hakt bei einzelnen Leistungsträgern. Man merkt, dass das Team bis zur Winterpause deutlich am Limit gespielt hat.«

Für einen Sieg kam der beste Aufsteiger vor nur 28 000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion nie in Frage. Da die Gastgeber in diesem »Fehlpass-Festival« ebenfalls keineswegs überzeugten, blieb das Niveau von Beginn an auf der Strecke. »Beide Mannschaften hatten Probleme mit dem tiefen und rutschigen Boden«, entschuldigte der Bielefelder Coach zwar die desolaten Leistungen, bemängelte aber auch: »Unser Konzept ging nicht auf. Wir wollten den Gegner früh unter Druck setzen, aber jedes Anspiel führte zum Ballverlust.«
Aufgrund seiner guten Trainingsleistungen durfte der Spanier Diego León erstmals als Sturmspitze auflaufen. Seine einzige Glanztat in den ersten 45 Minuten: Kurz vor dem Pausenpfiff schlenzte er das Leder aus halblinker Postion auf den Stuttgarter Kasten. VfB-Keeper Timo Hildebrand drückte den Ball aber souverän über die Querlatte.
Die überforderten León und Skela blieben nach dem Seitenwechsel in der Kabine. Die eingewechselten Boakye und Porcello zeigten sich bissiger und sorgten für mehr Schwung. Dennoch passte es zunächst irgendwie ins Bild, dass Marcio Borges bei Hlebs Freistoß nicht aufpasste und der ebenfalls eingewechselte Zivkovic »Matze« Hain mit einem platzierten Kopfball keine Abwehrchance ließ. Diese insgesamt verdiente 1:0-Führung des VfB Stuttgart beflügelte die Arminen aber keineswegs. Kein Aufbäumen, wenig Widerstand, zumal die Außen Buckley und Owomoyela bei Andreas Hinkel und Martin Stranzl gut aufgehoben waren.
»Irgendwie machen die Bielefelder noch ein ganz schmutziges Ding«, befürchteten zahlreiche VfB-Fans und hatten wohl nicht den schlitzohrigen Cacau auf ihrer Rechnung. Nachdem Roberto Pinto im Stuttgarter Strafraum mit Torwart Hildebrand zusammengeprallt war und verletzt liegen blieb, rechneten zumindest die Bielefelder mit einer Spielunterbrechung. Doch Cacau dachte nicht daran, das Leder ins Seitenaus zu schieben. Er überlupfte den weit aus seinem Gehäuse herausgeeilten Mathias Hain und erzielte mit dieser Bogenlampe das 2:0. Diese Vorentscheidung war den Gastgebern nahezu peinlich. Entschuldigte sich Cacau nach Spielschluss: »Ich habe nicht gesehen, dass Pinto am Boden lag. Wer mich kennt, weiß, dass ich jetzt sehr traurig bin. Es tut mir leid für Bielefeld.«
Auch Trainer Matthias Sammer hatte zunächst »ein sehr schlechtes Gefühl«. Sein Gewissen beruhigte sich aber schon wenig später, als Schiri Lutz Wagner auf den Elfmeterpunkt zeigte, nachdem Zivkovic Massimiliano Porcello im Strafraum umgestoßen hatte. Issac Boakye verwandelte diese »Konzessionsentscheidung« sicher.
Plötzlich tuckerte der DSC-Express, wenngleich Arminia nie für den Ausgleich in Frage kam. Erkannte Uwe Rapolder: »Die letzte Viertelstunde haben die Jungs wenigstens Fußball gespielt.« Und Sportdirektor Thomas von Heesen: »Wir haben zu spät bemerkt, dass hier etwas möglich war.« Ohne den Erfolgsdruck lieferte Aufsteiger Bielefeld eine grottenschlechte Leistung ab. Der Trainer war allenfalls mit dem engagierten Stürmer Issac Boakye und »Abfangjäger« Matthias Langkamp als Ersatzmann für den verletzten Rüdiger Kauf zufrieden. »Matze macht mir im Mittelfeld viel Freude und eröffnet neue Perspektiven«, versicherte er. Die Niederlage stellte er nicht in Frage. »Der VfB Stuttgart hatte einfach mehr Substanz.«

Artikel vom 07.03.2005