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»Ich bin nur Außenmitarbeiter«

Wissenschaftliches Kolloquium mit dem Ehepaar von Weizsäcker im ZiF

Von Burgit Hörttrich
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Über unser Faxgerät zu Hause kommen längst nicht nur Anfragen an mich, sondern sehr viele auch an meine Frau«, betont Richard von Weizsäcker (84). Der Alt-Bundespräsident und seine Frau Marianne, seit 52 Jahren verheiratet, nahmen gestern an einem wissenschaftlichen Kolloquium im ZiF zum 15-jährigen Bestehen des Marianne-von-Weizsäcker-Fonds - Stiftung Integrationshilfe für ehemals Drogenabhängige teil.

Schon als ihr Mann noch Regierender Bürgermeister von Berlin war, habe sie etwas gegen das Drogenelend tun wollen, erzählt Marianne von Weizsäcker: »Das war 1984.« Gesprächskreise von Eltern Drogensüchtiger seien ihr erster Kontakt mit der Problematik gewesen. Marianne von Weizsäcker: »Damals habe ich erfahren, dass es keine Entschuldungs- und kaum Integrationshilfen für ehemals Abhängige gibt, dass sich Angehörige oft für ihre Kinder verschulden - das war der Anfang der Stiftung.«
Ihr Mann ist voll des Lobes: »Die Stiftung hat wirklich etwas zustande gebracht.« Nämlich 1500 ehemals Suchtkranken und ihren Familien mit insgesamt 2300 Kindern wurde geholfen, mit ihrer Schuldenlast fertig zu werden - 14 Millionen Euro Schulden wurden abgetragen, dafür aber »nur« 2,8 Millionen Euro aufgewendet: Die übrigen Geldgeber verzichteten.
Richard von Weizsäcker bekundete seinen Respekt vor der Arbeit der Stiftung: »Ich selbst habe allerdings nicht das Geringste dazu beigetragen und betrachte mich allenfalls als eine Art Außenmitarbeiter.« Seit der Gründung der Stiftung als Schatzmeister im Vorstand ist Prof. Helmut Steiner, Vorsitzender der Universitätsgesellschaft und früher Sparkassen-Vorstand: »Die Stiftung brauchte jemanden, der sich mit Geld auskennt, und ich habe spontan zugesagt.« Und: »Der Bundespräsident a.D. weiß, wie und wo man Geld sammelt.«
Marianne von Weizsäcker freut es immer, wenn sie von Menschen hört, denen es gelungen ist, dank der Unterstützung ihres Fonds wieder Fuß zu fassen: »Das ist schön, das motiviert mich immer wieder neu.« Sie sei froh, dass schon so vielen Menschen habe geholfen werden können, und berichtet: »80 Prozent von ihnen greifen nie wieder zur Droge. Der Ausstieg ist möglich.«
Das Ehepaar von Weizsäcker war mit dem Auto aus Berlin angereist. Trotz der umfangreichen Tagesordnung gelang es, den Terminplan nahezu minutengenau einzuhalten. Marianne von Weizsäcker ist das wichtig: »Sonst schaffen wir das Programm nicht.«

Artikel vom 05.03.2005