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Kasse zahlt Chemo-Ambulanz

Franziskus-Hospital schließt Versorgungsvertrag mit der AOK


Bielefeld (WB/mzh). Als erstes Krankenhaus in NRW nutzt das Bielefelder Franziskus-Hospital die neue gesetzlich festglegte Möglichkeit, Krebspatienten auch ambulant zu versorgen. In punktgenau auf die medizinischen Bedürfnisse der onkologischen Therapie ausgestatteten Räumen des Klösterchens beginnt morgens die Chemotherapie - und spätestens gegen Mittag ist er wieder zu Hause.
Das Gute: Die Kasse zahlt.
Geschäftsführer Dr. Georg Rüter hat mit der AOK Westfalen-Lippe einen Versorgungsvertrag gemäß Paragraph 116b Sozialgesetzbuch abgeschlossen, dem sich andere Kassenverbände anschließen wollen. Das Krankenhaus kann die extrem teuren Medikamente günstiger einkaufen als kleinere Konkurrenten (Arztpraxen) - ein handfestes Argument für die AOK. Im Schnitt betrage die Differenz zum Apothekenpreis gut 37 Prozent, vereinzelt sind es 202 Prozent.
»Unser Angebot bedeutet eine klare Verbesserung für die Patienten, die sich weite Wege von Untersuchung zu Untersuchung sparen können«, sagt Rüter, der die freude darüber gar nicht verhehlen möchte, dass sich die Politik »endlich einmal« an den Bedürfnissen der Kranken orientiere.
Chefarzt der Station (mit 48 Betten zur stationären Behandlung) ist der Onkologe Prof. Hans-Josef Weh. »Ambulante Maßnahmen wurden interessant, als Mittel auf den Markt kamen, deren Einsatz bei weitem nicht mehr die beeinträchtigenden Nebenwirkungen hatten, wie sie früher üblich waren«, erklärt Weh. »Ein Krankenhaus ist für die neue Therapieform wie geschaffen, denn sollte im Einzelfall kurzfristig die stationäre Behandlung angezeigt sein, können wir vor Ort sofort reagieren.«
Oberarzt Bernd Angrick schätzt, dass zu 80 Prozent ambulante Verfahren möglich sind. »Wir haben in der Onkologie im vergangenen Jahr etwa 3100 Krebspatienten stationär versorgt - hinzu kommen natürlich noch die Patienten aus anderen Stationen, zum Beispiel von der Urologie.« Denn oft wird erst operiert, dann folgt die Chemotherapie.
»Aber so kennen wir die Kranken bereits lange vor ihrer ersten Behandlung in der Onkologie«, sagt Angrick. Vorteil: Die Patienten haben feste Ansprechpartner. »Das baut Vertrauen auf«, wissen die Mediziner.

Artikel vom 05.03.2005