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Gewünscht: Das Zebra ohne Streifen

In Südafrika soll das ausgestorbene Quagga rückgezüchtet werden

Von Ralf E. Krüger
Beaufort West (dpa). Weite Ebene, schroffe Felsen. Unbarmherzig brennt die Sonne über Südafrikas Karoo-Halbwüste. In der flimmernden Hitze weist Ranger Gerhard Pretorius auf einen weißen Punkt am Horizont.

»Das ist einer unserer Hoffnungsträger«, sagt der stämmige Park-Manager. Der Hoffnungsträger entpuppt sich als Zebrafohlen. Mit trippelnden Hufen stürmt es neben dem aufgeschreckten Muttertier davon. Deutlich erkennbar fehlen am bräunlichen Hinterteil die Streifen. So, als wäre beim Streifen-Auftragen die schwarze Farbe ausgegangen.
Ginge es nach Pretorius, gäbe es in der Region bald nur noch Zebras, die bis auf den Hals einfarbig daher kämen. Denn der Ranger will die Evolutionsgeschichte überlisten: Als Koordinator eines der ehrgeizigsten Zuchtprojekte des Landes will er das seit mehr als 130 Jahren ausgestorbene Quagga wieder aufleben lassen. Quaggas, so nannten die Ur-Einwohner des südlichen Afrikas das bräunliche Ur-Zebra, das noch vor 150 Jahren in großen Herden über Südafrikas Grasebenen zog. Die weißen Siedler rotteten sie als Nahrungskonkurrent für ihr Vieh gnadenlos aus. Eine verheerende Dürre im Jahre 1877 gab den verbliebenen Exemplaren des Rest. Ein Jahr später wurde das letzte Quagga in freier Wildbahn geschossen. Zehn Jahre später starb dann die Art mit dem Tod des weltweit letzten Quaggas im Amsterdamer Zoo ganz aus. Heute sind von der 1785 erstmals wissenschaftlich beschriebenen Art noch 23 ausgestopfte Tiere erhalten - allein neun in deutschen Museen.
»Die Untersuchung der Häute mit den wissenschaftlichen Methoden von heute ermöglichte es, einen Irrtum der Siedler auszuräumen«, sagt Pretorius. Die genetische Analyse ergab, dass Quaggas, anders als früher angenommen, keine Verwandten der Pferde sind. Vielmehr handelt es sich um eine Unterart des Steppenzebras. Damit lag der Gedanke nahe, diesen Gen-Pool zu nutzen und dem Zebra die Streifen wegzuzüchten - so, wie in Europa die Rückzucht des Urpferdes Tarpan gelang.
Seit 1989 läuft das Projekt offiziell. Wie lange es noch dauert, bis der staunenden Welt die ersten Quagga-Rückzüchtungen präsentiert werden können, mag aber noch niemand sagen. Die Prognosen reichen von fünf bis 50 Jahren. »Ich werde das vermutlich gar nicht mehr erleben«, meint Pretorius ein wenig wehmütig.

Artikel vom 05.03.2005