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Dienst an höchster Stelle

Andreas Oberauer bringt die Post aufs Zugspitzplatt

Garmisch-Partenkirchen (dpa). Jeden Tag muss er auf den höchsten Gipfel Deutschlands - in dienstlichem Auftrag. Der »Gipfelstürmer« heißt Andreas Oberauer und ist Briefträger mit einem ganz besonderen Zustellbezirk.
Da freut sich Andreas Oberauer: Seine Arbeit als »höchster Postzusteller« wurde mit einer Sonderbriefmarke gewürdigt. Seinen Job hat er vom Vater »geerbt«. Foto: dpa
Seit mittlerweile acht Jahren bringt der 39-Jährige Briefe, Postkarten und Pakete auf die Zugspitze - dem mit 2962 Metern höchsten Berg Deutschlands. Diesem außergewöhnlichen Arbeitsplatz widmet die Deutsche Post jetzt eine Sonderbriefmarke. Gleichzeitig will sie damit die anhaltende Bedeutung des Briefes in Zeiten der E-Mail würdigen.
Knapp eine halbe Million Besucher kommen nach Schätzung von Oberauer jedes Jahr auf die Zugspitze. Doch nicht nur, um die grandiose Aussicht auf die Alpen zu genießen, vermutet der Briefträger: »Die kommen dann nachher alle gleich bei mir vorbei.« Denn Oberauer betreibt gleichzeitig in 2600 Metern Höhe die höchst gelegene Postfiliale in Deutschland, wo es den originalen Zugspitz-Poststempel gibt. »Da sind die Leute ziemlich scharf drauf« - zumal der besondere Service kostenlos ist: »Die Leute müssen keinen Höhenzuschlag zahlen«, scherzt der 39-Jährige.
Während sich andere Zusteller-Kollegen etwa mit bissigen Hunden herumschlagen müssen, hat Oberauer mit dem Berg und den Wetterkapriolen zu kämpfen. Nur zehn Minuten braucht er gemeinhin, um morgens mit der Seilbahn vom Tal auf den Gipfel der Zugspitze zu fahren. »Sofern das die Wetterverhältnisse zulassen«, sagt er. Denn falls es zu sehr stürmt, muss er auf die Zahnradbahn umsteigen. Mit dieser ist er gut zwanzig Minuten länger unterwegs.
Fast schlimmer aber sind die Sommergewitter in Gipfelnähe, erzählt der Briefträger. Einmal schlug ein Blitz in ein Geländer unmittelbar neben Oberauer ein. »Neben mir sind vier Japaner in Deckung gegangen. Da haben wir schon Glück gehabt«, erinnert sich Oberauer, dessen Vater selbst 25 Jahre Zugspitz-Briefträger war.
Bis zu 3000 Postkarten und Briefe landen an Spitzentagen im Sommer in dem Postbriefkarten auf der Zugspitze. Diese und die Pakete der Restaurants und der Wetterstation nimmt Oberauer dann nachmittags wieder mit ins Tal. Und wenn die Post bis mittags bei ihm eingeliefert wird, kommt sie auch am nächsten Tag an, verspricht er.
Der Briefträger freut sich über die jetzt herausgegebene Sonderbriefmarke. »Das ist natürlich toll. Ich darf mich jeden Tag stempeln«, sagt Oberauer lachend. Doch er weiß, dass er nicht selbst auf der Briefmarke abgebildet ist. Das ist nämlich nur bereits verstorbenen Persönlichkeiten vorbehalten.

Artikel vom 05.03.2005