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Wild auf roten Frauenschuh

Im Bodensee-»Tatort« mit Eva Mattes dreht sich alles um Orchideen

Von Nathalie Waehlisch
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Normalerweise ist in Krimis der Gärtner der Mörder. Doch im neuen Bodensee-»Tatort« ist alles anders: Helmut Weiss, Gärtner und Koryphäe der Orchideenzucht auf der Blumeninsel Mainau, wird inmitten der edlen Pflanzen kurz vor der Eröffnung einer internationalen Wettbewerbsausstellung umgebracht.

Zum Verhängnis wurde ihm der rote Frauenschuh, eine legendäre Orchideenart, die Weiss entdeckt haben soll. Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und ihr Assistent Kai Perlmann (Sebastian Bezzel), für den »alle Blumen gleich aussehen«, treffen bei ihren Ermittlungen auf fanatische Orchideenzüchter.
Schon mehrmals hat Autorin Dorothee Schön für die Drehbücher der »Tatort«-Reihe verantwortlich gezeichnet, so für »Bitteres Brot« und »1000 Tode«. Für »Der Name der Orchidee« in der Regie von Jürgen Bretzinger wählte sie das Milieu der Orchideenzüchter und zeigt, was Besessenheit bewirken kann.
Auf die Idee kam Schön, als sie die Besprechung des Buches »Orchideenfieber« las. Darin ging es um eine Szene, die ihr »neu und fremd« war. »Ich dachte, das ist ein seltsames Milieu, wie alle ÝVerrückteÜ, die eine besondere Leidenschaft haben«, betont Schön, die unter anderem auf Orchideenmessen war und mit Experten sprach. Seit ihrer Recherche weiß sie: »Wenn man mal in die glühenden Augen eines echten Züchters geguckt hat, weiß man, der würde wirklich über Leichen gehen.«
Dies ist auch in der siebten Folge des Stuttgarter »Tatorts« mit Kommissarin Blum geschehen, in der auch Ex-Soapstar und Sängerin Yvonne Catterfeld eine kleine Rolle spielt. »Orchideenliebhaber sind Verrückte«, findet der geschäftstüchtige Orchideen-Taxonom und Präsident der Wettbewerbsjury, Dr. Klaus Raven (Sky Du Mont), der aber selbst sagt: »Orchideen sind keine Blumen, Orchideen sind pure Erotik.«
Raven war ebenso wild auf den feuerroten Frauenschuh wie die besessene Orchideenspezialistin Dr. Diane Martini (Tatja Seibt). »Meine Züchtungen sind meine Kinder«, ist die überzeugt. Und was hat der Zollbeamte Knut Baginski (Samuel Finzi), der die Ausfuhr der heiklen Pflanzen geregelt hatte, mit der Sache zu tun? Ein Motiv hätten sie alle.
Einmal mehr muss das ungleiche Ermittler-Duo Blum und Perlmann sich in der idyllischen Bodensee-Landschaft mit Mord und Totschlag beschäftigen. Noch immer siezt der schnieke Perlman die patente Blum, die ihn konsequent duzt. Als »Schnösel am Bodensee in Designerklamotten« beschreibt Schauspieler Bezzel, der in der RTL-Serie »Abschnitt 40« einen bodenständigen Streifenpolizisten spielt, seine Rolle. »Das Schöne an ihr ist gerade, dass sie nicht vollkommen ist«, sagte Mattes einmal über ihre Kommissarin. Ein charmanter Gegensatz.
»Der Name der Orchidee« ist ein klassischer »Wer war es?«-Fall, der aber zunächst nicht so richtig in die Gänge kommt. Ganz große Spannung mag nicht aufkommen, auch weil der Kreis der Verdächtigen ziemlich klein ist. Immerhin ist das Thema originell und der Schlussgag gelungen. Anschauenswert ist der Krimi allemal.

Artikel vom 05.03.2005