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Den »Alptraum« kann
man jetzt trainieren

Verkehrswacht hat einen neuen Rettungssimulator

Von Paul Siegfried Schulz
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Es ist der Alptraum eines jeden Autofahrers: Nach einem verhältnismäßig leichten Unfall ist das Auto in den Graben gerutscht und auf dem Dach liegen geblieben. Die Insassen hängen unverletzt mit dem Kopf nach unten in den Gurten. Aber wie kommen sie jetzt raus?

Dies zu trainieren war bisher kaum möglich. Doch das hat sich jetzt geändert. Die Verkehrswacht Bielefeld verfügt über einen Rettungssimulator, mit dem genau diese brenzlige Situation des Kopf-nach-unten-Hängens trainiert werden kann. In Zeitlupentempo wird dabei hautnah erlebt, wie es ist, wenn sich das Auto überschlägt.
Bei dem Rettungssimulator handelt es sich um einen Mercedes der A-Klasse, der mit Hilfe eines Elektromotors und eines um 360 Grad drehbaren Gestells in verschiedene Positionen gebracht werden kann. Der Fahrer sitzt im Auto und schnallt sich an. Dann geht es los. Nach wenigen Sekunden steht das Auto auf dem Kopf, der Insasse hängt hilflos im Gurt. Sein gesamtes Körpergewicht drückt in den Gurt.
Jetzt ist Nervenstärke gefordert. »Der Fahrer muss sich aus dem Gurt befreien und anschließend ins Freie gelangen«, sagt Michael Jacobi, Experte im Rettungswesen der Verkehrswacht Bielefeld und Rettungsassistent bei der Bielefelder Polizei. »Das ist kompliziert und leicht gerät der Fahrer in Panik.«
Doch jetzt ist es möglich, das richtige Verhalten zu lernen - eben durch den Rettungssimulator, der von Jacobi und Fritz Kralemann, Wachführer bei der Bielefelder Feuerwehr, betreut wird. Beide haben jahrelang Erfahrungen im Rettungsdienst gesammelt.
Den Rettungssimulator besitzt die Verkehrswacht Bielefeld seit Anfang des Jahres. Ermöglicht wurde der durch die großzügige Unterstützung der Daimler Chrysler AG, Niederlassung Bielefeld, und dem Berufsbildungszentrum Bielefeld. Die Dreh- und Hängevorrichtung mit Elektromotor wurde dann in der Kfz-Abteilung des Brackweder Handwerkbildungszentrums (HBZ) gebaut.
»Ich hatte etliche schlaflose Nächte, bis die Sache klappte«, sagt Hans-Jürgen Welk, Leiter der Kfz-Abteilung im HBZ. Die Schwierigkeit habe darin gelegen, den exakten Drehmoment des Fahrzeuges zu finden. Eine kleine Delle im Dach macht deutlich, dass der beim ersten Anlauf noch nicht gefunden wurde. Doch Welk tüftelte weiter, bis alles im »grünen Bereich« war - der Simulator funktioniert.
Allerdings ist sein Einsatz aufwändig. Der Grund: Die Verkehrswacht muss sich zum Transport einen Anhänger ausleihen. Um die umständlichen und zeitraubenden Vorbereitungen künftig zu vermeiden, sucht die Verkehrswacht einen Anhänger, auf den der Rettungssimulator ständig seinen Platz haben könnte.
Deshalb auch bittet die Verkehrswacht um Spenden, mit denen die aufwändige und teure Montage finanziert werden kann, führt Thomas Güttler, Geschäftsführer der Verkehrswacht Bielefeld, an. Außerdem bestehe die Möglichkeit, Werbefläche auf dem Rettungssimulator zu mieten.
Der dann ständig einsatzbereite Rettungssimulator wird später zum Beispiel vor weiterführenden und berufsbildenden Schulen, Jugendeinrichtungen und bei Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Er kann auch von Unternehmen gegen eine Mietgebühr angemietet werden. Schulen und Jugendeinrichtungen können den Simulator jedoch kostenlos ordern.
Öffentlicher Start ist an diesem Samstag beim Nutzfahrzeugtag von Mercedes Benz am Stadtholz. Auch auf der WISA und auf der »LaStrada« wird der Rettungssimulator vorgestellt.
l Zu erreichen ist die Verkehrswacht Bielefeld an der Babenhauser Straße 18 in 33613 Bielefeld unter Telefon 0521/89 48 79 (Fax 0521/2 60 22 72) montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs 13 bis 17 Uhr. Oder per E-Mail an verkehrswacht.bi@bitel.net

Artikel vom 05.03.2005