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Noch besser als die eigenen Vorbilder

Quartett »Mando Diao« im Ringlokschuppen


Bielefeld (bex). Wer solche Songs hat, muss sich nicht rechtfertigen. Da prallt auch jede Kritik ab, das schwedische Quartett »Mando Diao« sei einfach nur »retro«. Ihr immenser Erfolg gibt ihnen Recht: Seit Wochen war der Ringlokschuppen ausverkauft, die neue CD »Hurricane bar« schoss gleich nach Erscheinen in die Top 20 der deutschen Charts.
Sicherlich ist das »Mando Diao«-Konzept vieldutzendfach erprobt und an sich unspektakulär: Man mische alles, was im britischen Gitarrenpop gut und erfolgreich war/ist - von The Who über The Jam bis hin zu Oasis - und garniere das mit eingängigen, hochmelodischen Refrains. Doch wie viele andere Epigonen versuchen »Mando Diao« nicht einfach, etwas vom Glanz vergangener Tage abzubekommen. Sie machen es streckenweise sogar besser als einige ihrer Vorbilder. Wie gesagt, wer Songs in der Qualität von »God knows«, »Sheepdog« oder »Down in the past« gleich dutzendfach aus dem Ärmel schüttelt, braucht keine weiteren Argumente. Die vier Schweden, ergänzt durch einen Keyboarder, hatten das euphorisierte Publikum im Ringlokschuppen sowieso vom ersten Akkord an auf ihrer Seite. Mit spektakulärer Spielfreude rockten sie sich - ganz bescheiden nennt sich das Quartett auch schon mal »die beste Band der Welt« - durch ein 75-minütiges Set, bei dem es wirklich an keiner einzigen Stelle den bei vielen Bands obligatorischen Durchhänger zum Bierholen gab.
Das große Plus der Skandinavier: Sie verfügen mit den beiden Gitarristen und Sängern Gustaf Norén und Björn Dixgård gleich über zwei Frontmänner. Der schlaksige Norén lässt sich mit cool-theatralischen Gesten im Stile eines frühen Mick Jagger immer wieder vom Publikum feiern, Kollege Dixgård übernimmt mit seinem proletarischen Charme den Part eines Roger Daltrey. Im Vorprogramm durften ihre Freunde von »Sugarplum fairy« ran, die allerdings schon jetzt wie kleine »Mando Diao«-Klone klingen.

Artikel vom 07.03.2005