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Theesen bringt
Stein ins Rollen

Bezirksliga-Primus schmiedet Pläne

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Eine Torwart-Ikone betritt sportliches Neuland: Uli Stein (50) gehört dem neu zu gründenden Wirtschaftsbeirat des VfL Theesen an. »Wir versuchen alles, um unser Schiff Landesliga-tauglich zu machen«, betont VfL-»Rudergänger« Klaus Weber. »Wenn wir aufsteigen, müssen wir auch im Umfeld einiges dazulernen«, so Theesens 1. Vorsitzender über die Beweggründe, Stein um Amtshilfe zu bitten.

Der VfL Theesen thront mit elf Punkten Vorsprung an der Bezirksliga-Tabellenspitze und hofft, dass dieses Polster für die Versetzung in die sechste Liga ausreicht. »Nicht das jemand auf den Trichter kommt, wir wollen noch höher. Die Lan-desliga sehen wir als eine Art Grenze an«, beugt Weber etwaigen Spekulationen vor.
Unter dem Arbeitstitel »Wirtschaftsbeirat« hat sich eine Gruppe von Vereinsförderern um den Vorstand mit Klaus Weber und Manfred Heidemann sowie Bernd Kassing, Gründungsmitglied des Fördervereins der Jugendabteilung (1994, mehr als 120 Mitglieder), zusammengefunden. Das Ziel, zu dem Uli Stein sein - erhebliches - Scherflein beitragen möchte, wird so umschrieben: »Bündelung der Kräfte aller bei der Zusammenarbeit, Koordinierung und Weiterentwicklung im Leistungsbereich der Senioren sowie zukunftsorientiert auf dem guten Niveau der Jugendabteilung das Erreichte stabilisieren«.
»Eigentlich fängt das richtige Leben erst nach dem Fußball an«, hat Stein mal gesagt und das Ende seiner Karriere bis zum 42. Lebensjahr und auf 512 Erstligaeinsätze hinausgezögert. Nicht mitgerechnet die erfolgreichen »Aushilfsjobs« 2003/04 beim Oberligisten VfB Fichte. Uli Stein wollte eigentlich immer wieder zurück ins Oberhaus. Bislang vergeblich. »Im Profibereich gibt es augenscheinlich zu viele Widerstände gegen meine Person«, kommt er in der Retrospektive auf seine gescheiterten Engagements als Torwarttrainer bei Eintracht Frankfurt oder Regionalligacoach beim DSC Armi-nia zu sprechen. »Und wenn man mich im bezahlten Fußball nicht will, dann gehe ich eben tiefer«.
Der VfL Theesen nimmt den Promi mit Kusshand. »Überall wird gemeckert, dass im deutschen Fußball die Jugendarbeit vernachlässigt wird. Hier in Theesen war es paradoxerweise jahrzehntelang umgekehrt«, findet Stein. »Hier wurden Talente herausgebildet, denen nach dem Übergang in den Seniorenbereich eine Perspektive fehlte. Da hatte der Verein für Nichts investiert, und so macht doch der ganze Aufwand keinen Sinn. Dem müssen wir entgegensteuern«.
Das Pfingstturnier ist die eine Sache. Um eine (noch) attraktivere Adresse auf der hiesigen Fußball-Landkarte zu werden, ist für den insgesamt 1150 Mitglieder zählenden VfL Theesen ein »gewisses Format« (Stein) vonnöten. Nach der sofortigen Bezirksligarückkehr in 2004 wurde unter der Regie von Mario Ermisch eine gravierende Strukturreform eingeleitet, die sofort griff.
Die einstmals »graue Maus« Theesen dominierte in der ersten Saisonhälfte das Feld nach Belieben, und auch die »Zwote« in der Kreisliga A steuert auf Meisterkurs. Dieser Doppelaufstieg in spe birgt alle Chancen, den »Eigengewächsen« jedweder Spielstärke eine Plattform zu bieten, sich »die Hörner abzustoßen«, wie Bernd Kassing es ausdrückt - und das kostet entsprechend. Hier tritt Uli Stein mit neuen Ideen in die Szenerie. »Da die erste Kontakt-aufnahme schon im Oktober, November 2004 geschah, habe ich schon Vorarbeiten erledigt. Eine Landesligamannschaft ist doppelt so teuer wie eine in der Bezirksliga. Der VfL Theesen soll keine Fahrstuhlmannschaft werden. Wir wollen hier ein wirtschaftlich gesundes und langfristig solides Fundament schaffen, ein Forum für die Jugend werden«.
Klinken putzen - eine neue Erfahrung für »Sesamöffnedich« Uli Stein. »Ich habe mir eine Zeit ausgesucht, in der es schwierig ist, Geld locker zu machen«, weiß der frühere Nationaltorhüter. »Man darf keine Wunderdinge von mir erwarten. Ich begebe mich auf ein Terrain, dass ich nicht kenne. Die ein oder andere Niederlage werde ich gewiss einstecken müssen«.
Keinesfalls werde man aus Theesen laute Töne hören, die etwa das Wort Oberliga beinhalten. »Ganz im Gegenteil«, sagt Uli Stein. »Alle Bemühungen sind darauf ausgerichtet, dass wir noch in fünf Jahren sagen können: Wir sind eine etablierte Landesligamannschaft«.
Wohin die Reise des VfL Theesen zukünftig auch führen mag - Chef Klaus Weber versprüht Zuversicht: »Die Mitglieder dieses Vereins sind stark genug, um gegebenfalls auch Berge zu versetzen. Sie müssen nur alle an einem Strang ziehen«.

Artikel vom 05.03.2005