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»Schule halten und Schulen
gründen hat mich begeistert«

Karl Heinz Potthast: »Ich blicke dankbar zurück«

Brackwede/Sennestadt (oh). Schule macht Spaß - in jedem Alter. Ein Fragezeichen würde Karl Heinz Potthast niemals hinter diesen Satz setzen. Denn dem inzwischen 80-Jährigen hat Schule sein Leben lang Spaß gemacht.
Karl Heinz Potthast, Gründungsdirektor der Sennestädter Hans-Ehrenberg-Schule, berichtete im Erzählcafé aus seinem Leben.Foto: Annemargret Ohlig

Und zwar als Schüler einer kleinen Dorfschule im Minden-Ravensberger Land ebenso wie heute noch als ehrenamtlicher Berater einer Stiftung, die seit 15 Jahren hilft, in den neuen Bundesländern Freie Schulen zu gründen. Davon, sowie von den dazwischen liegenden Jahrzehnten aktiver Lehr- und Leitertätigkeit - Potthast ist etlichen Schülergenerationen als Gründungsdirektor der Hans-Ehrenberg-Schule bekannt - berichtete er jetzt im Erzählcafé des »Treffpunkts Alter«.
Aber auch von den Erfahrungen und der Quintessenz seines Berufslebens. Eine davon lautet: »Es war einfach schön, Lehrer zu sein.« Eine andere: »Schule halten und Schulen gründen hat mich lebenslang begeistert.«
Karl Heinz Potthast: »Ich war lebenslang direkt an Schule beteiligt.« Selbst in den 15 Jahren, die seit seiner Pensionierung inzwischen vergangen sind, habe er wöchentlich wenigstens einen Tag in einer Schule verbracht. Er habe dabei helfen dürfen, 44 evangelische Schulen - Grundschulen und Gymnasien - zu gründen.
Gleichwohl sei ihm manchmal wohl der Spaß abhanden gekommen, meint Potthast. »Denn uns Lehrern ist pädagogisches Gelingen nicht garantiert.« Als Beispiele nennt er: Berichte über Gewalt an Schulen, die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie, die Resignation der ehemaligen Schulministerin Gaby Behler und die Depression als zunehmende Lehrerkrankheit. Dennoch blicke er dankbar zurück.
Dass sein Leben diese Entwicklung genommen hat, ist ungewöhnlich. Denn der kleine Karl Heinz, ältestes von fünf Kindern, wuchs mitten auf dem Lande auf. Die zweiklassige Volksschule war dort die einzige Schulform. Die Mithilfe der Kinder im Stall und der Landwirtschaft war selbstverständlich. Auf Hilfe bei den Schularbeiten durfte jedoch nicht gerechnet werden.
Karl Heinz Potthast wurde dennoch ein guter Schüler und machte die Aufnahmeprüfung für die Mittelschule in der Kreisstadt Herford. »Danach kamen für mich fast vier Jahre Gymnasium an der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Bethel, die ich 1942 mit dem ÝNotabiturÜ verließ.«
Die Lehrer dort, die stark von der Jugendbewegung geprägt waren und großen Wert auf Aktivitäten außerhalb des Klassenzimmers legten, beeindruckten den Schüler nachhaltig. Wanderungen und Theateraufführungen standen auf dem »Lehrplan«. Eindrucksvoll seien auch die Vorträge von Gästen mit interessanten Berufen gewesen. Dass er aber ein Bücherfreund geworden sei, habe er dem Direktor der Schule, Dr. Georg Müller, zu verdanken. »Er lud die Schüler der oberen Klassen zu Leseabenden in seine Wohnung ein.« Als Lehrer kehrte Potthast später an seine ehemalige Schule zurück. Den meisten ist er jedoch als Leiter der Hans-Ehrenberg-Schule in Erinnerung.

Artikel vom 04.03.2005