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Marcus Biehl am Puls der Zeit

Der zweifache Hermannslauf-Sieger meldet Marathon-Ambitionen an

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Der Hermannslauf stehe in diesem Jahr nicht ganz oben auf seiner Liste, sagt Marcus Biehl, zweifacher Gewinner des ostwestfälischen Kultlaufes zwischen Detmold und Bielefeld. Der 35-Jährige hat den Rose-Marathon in Minden ins Auge gefasst. Dort will er Anfang Juni Bestzeit laufen.

Wenn der gebürtige Oerlinghausener aber zuvor am 25. April im Teutoburger Wald zum dritten Mal den Siegerkranz in Empfang nehmen könnte, hätte er aber überhaupt nichts dagegen.
»Natürlich werde ich mich stellen«, kündigt Biehl selbstverständlich seinen Start beim Hermann an, den er schon zwei Mal (2000 und 2004) gewonnen hat. Er hat sich auch schon ausgerechnet, wie es laufen könnte: »Optimal wäre es, wenn ich nicht alles geben müsste und trotzdem gewinnen könnte«, erinnert er sich an das vergangene Jahr, als er den »Hermann« mit fünf Minuten Vorsprung für sich entschied.
Wer ihn auf seiner Hausstrecke schlagen soll, weiß er auch nicht. Philipp Brouwer, der Vorjahres-Zweite, will sich in diesem Jahr auf die Bahn konzentrieren und trainiert verbissen für die 1500 Meter-Distanz. Es ist daher unwahrscheinlich, dass er seinem freundschaftlichen Rivalen Biehl über - neuerdings - 30,8 Kilometer folgen kann, sofern er es denn überhaupt will.
Brouwer, der inzwischen sein Studium an der Paderborner Universität zu Gunsten einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann im Münsteraner active-Sportshop aufgegeben hat, will sich einen Einsatz bis zuletzt gut überlegen.
So nennt Biehl zurzeit einen Hermannslauf-Novizen als seinen vermutlich stärksten Widersacher: Ingo Horst (TV Alsbach) ist Orientierungsläufer und in dieser Disziplin Ranglisten-Erster. In 2004 hat er bei der Militär-Weltmeisterschaft den fünften Platz belegt. Biehl schätzt den Hessen hoch ein: »Ich kenne ihn nicht, aber mein Trainingspartner Axel Fischer, auch ein Orientierer, hat ihn auf der Rechnung.«
Da aber manch späterer Sieger erst ganz kurzfristig gemeldet hat, stellt sich für Biehl zurzeit eher die Frage, ob sich Hermannslauf und Marathon-Bestzeit ausschließen. Sechs Wochen liegen zwischen den beiden Veranstaltungen - genug Zeit, um nach dem kräftezehrenden Landschaftslauf zu regenerieren und sich anschließend wieder in Form zu bringen
»Normalerweise müsste ich tatsächlich vom Hermannslauf-Training bei meiner Marathon-Zielsetzung profitieren«, sagt Biehl, der sicherheitshalber aber sein Training umgestellt hat. Bloß nicht zuviel riskieren - das ist in diesem Jahr das oberste Gebot.
Deshalb zieht er erstmals bei den ausgiebigen Trainingsrunden einen Pulsmesser zu Rate: »Ich habe das Gefühl, dass ich früher zu oft zu schnell gelaufen bin«, sagt Biehl, der nun bisweilen das Motto »Weniger ist mehr« beherzigt.
Zudem überlässt - noch eine Neuerung - die Trainingssteuerung nicht mehr nur dem eigenen Tempogefühl. Zwei Laktattests haben geholfen, bei rund 160 Trainingskilometern pro Woche eine vermutlich optimale Dosierung zu finden. Einmal wird noch gesteigert. »Im Trainingslager auf Texel in den Osterferien soll der Umfang auf 200 Kilometer gesteigert werden. Danach will er beim Halbmarathon in Berlin testen, ob es etwas gebracht hat. Den Paderborner Osterlauf kann er deshalb nicht mitmachen.

Artikel vom 09.03.2005