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Den Blutdruck im Auge behalten

Zu hohe Werte stellen eine oft unterschätzte Gefahr dar - ideal: 120/80 mmHg

Von Patrick Brzoska
Bielefeld (WB). Er ist lebensnotwendig, doch zu hoch sollte er nicht sein. Oft vernachlässigt, stellt Bluthochdruck einen großen Risikofaktor für Gefäßerkrankungen dar. Doch was ist Blutdruck überhaupt, wann ist er zu hoch und wie kann man ihn messen?

Unser Herz arbeitet wie eine Pumpe. Sind wir ruhig und entspannt, schlägt es in der Regel 60 bis 80 Mal pro Minute. Indem sich der Herzmuskel zusammenzieht und entspannt, pumpt er Blut durch die Arterien in jeden Winkel unseres Körpers. Das Blut muss dabei auch in die kleinsten Blutgefäße, die so genannten Kapillaren (vom lateinischen Wort für ÝHaarröhrchenÜ) zum Beispiel in Händen, Füßen und Gehirn gelangen. Die Gefäße setzen dem Blutstrom einen bestimmten Widerstand entgegen, der zu überwinden ist. Es muss deshalb ein bestimmter Gegendruck, der Blutdruck, aufgebaut werden, da das Blut nur so richtig zirkulieren kann.
Bei jedem Menschen ist der Blutdruck Tagesschwankungen unterlegen, abhängig von der jeweiligen Tätigkeit, die man gerade macht. So ist er meistens im Schlaf am geringsten, während er bei Anstrengung und Aufregung steigt.
Beim so genannten Bluthochdruck, medizinisch auch als Hypertonie bezeichnet, handelt es sich um eine krankhafte, dauerhafte Steigerung des Blutdrucks. Wie das Institut für Ernährungsinformation in Freiburg betont, darf der Blutdruck nicht zu hoch sein. »Bei einem dauerhaft erhöhten Blutdruck nämlich muss das Herz ständig mehr Arbeit leisten als unter normalen Druckverhältnissen. Außerdem werden auch die Arterien einer unnötig hohen Druckbelastung ausgesetzt, was zu bleibenden Schäden der Blutgefäße führt«. Betroffen sind insbesondere Augen-, Nieren-, Hirn- und Herzkranzgefäße.
Die Maßeinheit, in der der Blutdruck gemessen wird, lautet ÝmmHgÜ (gesprochen als ÝMillimeter QuecksilbersäuleÜ). Bei der Blutdruckmessung werden zwei Werte ermittelt. Der obere (höhere), so genannte systolische Wert entspricht dem Druck in der Phase, in der sich das Herz zusammenzieht. Der untere (niedrigere) oder diastolische Wert entspricht dem Druck während der Erschlaffungsphase des Herzens.
Als idealer Blutdruck gelten Werte von knapp 120/80 mmHg. Von Bluthochdruck wird ab Werten von 140/90 mmHg gesprochen. »Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit«, meint der Kardiologe Prof. Dr. Michael Böhm. »Vom 50. Lebensjahr an hat fast jeder Zweite in der Bevölkerung zu hohe Blutdruckwerte.« Aber auch Menschen jüngeren Alters sind nicht selten davon betroffen. Oft lasse sich zwar keine Ursache festmachen, jedoch gebe es Risikofaktoren, die einen hohen Blutdruck begünstigen, meint Prof. Dr. Böhm. Dazu zählen in erster Linie genetische Vorbelastungen, Übergewicht, zu viel Kochsalz, Stress und Bewegungsmangel.
Da Bluthochdruck fast keine Beschwerden verursacht, lassen sich viele Menschen deswegen nicht behandeln. Das ist allerdings ein Fehler, da er sich leicht regulieren lässt und so Spätfolgen verhindert werden können.
Mittlerweile messen viele ihren Blutdruck selbst zu Hause. Laut WHO ist dieses eine gute Ergänzung zur ärztlichen Messung in der Praxis. Robert Knoke vom gleichnamigen Sanitätshaus in Bielefeld empfiehlt beim Kauf der Geräte auf Gütesiegel oder Empfehlungen der Stiftung Warentest oder der Hochdruckliga zu achten. Die DHL rät zu Geräten, die eine Messung am Oberarm durchführen. Viele Handgelenksgeräte seien ungenauer. Von Geräten zur Messung am Finger wird hingegen ganz abgeraten. Der in Bielefeld niedergelassene Kardiologe und Internist Dr. med. Norbert Brauns weist darauf hin, dass die Messung im Sitzen und nach einer Ruhephase erfolgen sollte. Darüber hinaus sollten die verwendeten Geräte digital sein und nach dem oszillometrischen Prinzip arbeiten. Am besten seien, meint er, Geräte zur Messung am Oberarm. Über die Art des Gerätes und das richtige Messen kann man sich auch bei seinem Hausarzt oder Apotheker informieren.
Die Selbstmessung sollte allerdings die Messung in der Praxis nicht ersetzen. Sie stellt jedoch eine Möglichkeit dar, mit der man seinen Blutdruck im Tagesverlauf beobachten kann, um daraus gegebenenfalls Maßnahmen abzuleiten.
Weitere Informationen erteilt die Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL), »Herz-Kreislauf-Telefon«, 06221/ 47 48 00.
www.hochdruckliga.info

Artikel vom 17.06.2005