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Zum Blitzeinbruch im »Blaumann«

Polnische Schmuckdiebe lieferten »Märchenstunde« vor dem Landgericht

Bielefeld (hz). Glaubt man den polnischen Serientätern Rafal Z. (22) und Marcin M. (20), dann war alles nur »Zufall«. Zufällig hatten sie am 22. September 2004 einen Blitzeinbruch in die Galeria Kaufhof an der Stresemannstraße versucht, zufällig hatte das Duo in den Wochen zuvor in der Karstadt-Filiale in Gütersloh Schmuck für etwa 91 000 Euro erbeutet.

Seit gestern müssen sich die aus der selben polnischen Kleinstadt stammenden Kriminellen vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichtes verantworten. Staatsanwalt Christoph Zielke wirft den Polen drei vollendete und einen versuchten Blitzeinbruch vor. Neben den Gütersloher Taten vom 25. August und 1. September 2004 und dem gescheiterten Einbruch vom 22. September 2004 in den hiesigen Kaufhof geht es noch um den 15. September 2004. Wenige Stunden, bevor der Jubiläumsverkauf zum »125-Jährigen« des Kaufhofs begann, erbeuteten zwei Täter in Bielefeld Schmuck für 75 214 Euro.
Die Vorgehensweise war stets die gleiche - mit ausgehebelten Gullydeckeln wurde ein Schaufenster eingeworfen, mit Hämmern die Schmuckvitrinen in den Geschäften zertrümmert. Die Beute verschwand in »Polentaschen«, etwa reisekoffergroßen Plastiktüten.
Doch mit dem Bielefelder Blitzeinbruch vom 15. September 2004 wollen Rafal Z. und Marcin M. nichts zu tun haben. Zum Auftakt des dreitägigen Prozesses räumten sie nur die zwei Taten in Gütersloh und den Einbruchsversuch in den Bielefelder Kaufhof ein. Vom erbeuteten Schmuck im Gesamtwert von 166 533 Euro fehlt jede Spur. Die Beute aus dem ersten Einbruch - Karstadt-Angaben zufolge handelt es sich um Schmuck im Verkaufswert von 35 019 Euro - wollen die Kriminellen im plonischen Posen für umgerechnet 1500 Euro an einen Hehler verkauft haben.
Ansonsten lieferten die Angeklagten eine wahre »Märchenstunde« vor Gericht ab. Von früheren Angaben bei Kripo und Haftrichter, wonach sie zu einer straff organisierten Polen-Bande gehören, wollte das Duo nichts mehr wissen. Man habe völlig alleine und ohne Hintermänner gearbeitet, versicherten Rafal Z. und Marcin M. treuherzig. In Gütersloh und Bielefeld sei man nur zufällig gelandet, nachdem man in Frankfurt/Oder in den Zug Richtung Westen gestiegen sei. Zimmermannshammer zum Zertrümmern der Schmuckvitrinen, Sturmhauben und »Blaumänner« zur Maskerade habe man im Rucksack über die polnisch-deutsche Grenze geschafft. Und, als ob es keine Grenzkontrollen geben würde, sei man nach den Einbrüchen mit kiloweise Goldschmuck im Gepäck zurück gefahren. Kommentar des Vorsitzenden Richters Reinhard Kollmeyer: »Was Sie hier erzählen, das ist dummes Zeug!«
Dass die Polen gefasst worden waren, haben sie ihrer »Termintreue« zu verdanken - alle Einbrüche wurden mittwochs zwischen 3 und 4 Uhr verübt. Am Mittwoch, 22. September, hatten sich zwei Citypol-Detektive vor dem Bielefelder Kaufhof auf die Lauer gelegt. Mit Polizeiunterstützung wurden die mit Sturmhauben maskierten und in »Blaumänner« gekleideten Blitzeinbrecher gestellt.

Artikel vom 04.03.2005