07.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Fehlstart der Deutschen

Fisichella siegt in Melbourne, »Schumi« und Heidfeld scheiden aus

Melbourne (dpa). Der schlechteste Saisonstart von Michael Schumacher seit sieben Jahren und der Sieg von Giancarlo Fisichella haben der Konkurrenz Hoffnung auf ein spannendes Formel-1-Jahr gemacht.

Während der Ferrari-Pilot beim Großen Preis von Australien nach einem Unfall mit Nick Heidfeld sein Wochenende mit Pleiten, Pech und Pannen vorzeitig beenden musste, fuhr der Italiener Fisichella im Renault vor dem Brasilianer Rubens Barrichello im zweiten Ferrari und seinem Teamgefährten Fernando Alonso aus Spanien zu einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. »Ich denke, dass wir zusammen mit McLaren und Ferrari das Team sind, das um den Titel fährt«, sagte der stolze Sieger.
»Das war ein verkorkstes Wochenende«, stellte dagegen Rekord-Weltmeister Schumacher fest. Erstmals seit 1998 sah er im Albert Park die Zielflagge nicht. Sein Bruder Ralf, der Toyota-Neuzugang, blieb als Zwölfter ebenfalls ohne WM-Punkte. »Das ist kein optimaler Auftakt für uns Deutsche«, meinte sein Nachfolger im Williams-BMW Heidfeld. Immerhin wurde beim ersten der 19 Rennen deutlich, dass sich die Solofahrt von Michael Schumacher und Ferrari zu den WM-Titeln wohl nicht wiederholen wird.
»Das ist sensationell«, jubelte Renault-Teamchef Flavio Briatore. »Es ist ein fantastischer Tag für mich«, meinte der 32-jährige Fisichella, der seinen zweiten Sieg nach dem Grand Prix von Brasilien 2003 feierte. Der Renault-Rückkehrer profitierte allerdings auch ein wenig von den neuen Regeln. In der Qualifikation am Samstag hatte er optimale Bedingungen auf trockener Strecke, während die meisten Konkurrenten auf der nassen Fahrbahn ins Rutschen kamen. Im zweiten Qualifikations-Durchgang kurz vor dem Grand-Prix-Start brauchte Fisichella dann nur noch seine Führung zu verteidigen.
Schumachers Ferrari-Helfer Rubens Barrichello, der mit dem modifizierten Vorjahresmodell F2004 M von Startplatz elf noch auf Rang zwei fuhr und so einen Doppel-Erfolg von Renault verhinderte, zeigte, dass die Italiener mit ihrer Taktik nicht viel falsch gemacht haben. »Bei Ferrari gibt es keine Krise. Wir sind mit dabei«, sagte Barrichello. »Unser Vorjahreswagen ist konkurrenzfähiger als ich dachte«, sagte Schumacher.
Schon im ersten Qualifying am Samstag hatte der siebenmalige Weltmeister auf regennasser Strecke als 18. sämtliche Siegchancen verspielt. Gestern dann ließ er einen neuen Motor einbauen und wurde gemäß dem Reglement um zehn Startplätze nach hinten versetzt. Der Crash mit Heidfeld beendete dann seine Aufholjagd, just als er sich auf Platz acht vorgearbeitet hatte. Danach verzichteten die Unfallgegner auf laute Schuldzuweisungen. Auch die Rennleitung sah den Vorfall als »normalen Rennunfall« an - Strafen gab es keine. »Der Unfall war unglücklich und wegen der Position der beiden unnötig«, urteilte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Anders sah es Ferrari-Chefstratege Ross Brawn: »Ich konnte nicht erkennen, dass Michael viel falsch gemacht hat. Den Zwischenfall muss sich Nick ankreiden.«
McLaren-Mercedes - neben Renault als zweiter Ferrari- Herausforderer gehandelt - erlebte ein durchwachsenes Wochenende. Der Finne Kimi Räikkönen würgte seinen Silberpfeil am Start ab und musste aus der Boxengasse starten. Immerhin kam er noch auf den achten Rang, sein kolumbianischer Teamkollege Juan Pablo Montoya wurde Sechster. »Renault hatte hier einen großen Vorsprung. Aber wir sind in der Liga dahinter«, stellte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug fest.
Zu den großen Überraschungen zählte das Red-Bull-Racing-Team des österreichischen Getränkte-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Beim Debüt des Jaguar-Nachfolger-Teams fuhr der letztjährige Silberpfeil-Pilot David Coulthard (Großbritannien) auf den vierten Platz. Sein Teamkollege Christian Klien (Österreich) wurde Siebter.

Artikel vom 07.03.2005