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»Ich gebe alles
bis zum Ende«

Ervin Skela wechselt nach Lautern

Von Dirk Schuster
und Stefan Hörttrich (Foto)
Bielefeld (WB). Ervin Skela kehrt Arminia Bielefeld nach nur einer Saison den Rücken. Der albanische Nationalspieler wechselt zur neuen Serie zum Ligakonkurrenten 1. FC Kaiserslautern. Der 28-jährige Mittelfeldspieler erhält bei den Pfälzern einen Zweijahresvertrag.

»Der erste Kontakt war bereits um Weihnachten herum entstanden. Die Lauterer haben sich sehr um mich bemüht. Ich habe mich auch deshalb so zeitig entschieden, weil ich schon einmal zu lange gezögert und schlechte Erfahrungen gemacht habe«, sagte Skela. Bereits vor drei Wochen gab er dem FCK seine Zusage.
Skela war vor der laufenden Saison fast wie aus heiterem Himmel beim DSC Arminia gelandet. Plötzlich tauchte er im Sommer-Trainingslager in Oberstaufen auf, unmittelbar vor Saisonstart unterschrieb er einen Jahresvertrag. Nun wechselt er ablösefrei zum pfälzischen Traditionsclub.
»Ich freue mich besonders auf Ioannis Amanatidis«, meinte Skela, der zusammen mit dem griechischen Nationalspieler wie auch dem Defensivspezialisten Ingo Hertzsch schon bei Eintracht Frankfurt gespielt hatte. Der 1,73 Meter große Skela, der auch die italienische Staatsbürgerschaft angenommen hat, erzielte in bisher 52 Bundesligaspielen acht Tore. Für Arminia war der offensive Mittelfeldmann in dieser Saison noch nicht erfolgreich. Zumindest nicht in der Bundesliga. Im DFB-Pokalwettbewerb markierte er drei wichtige Tore. »Ich werde bis zum Saisonende alles für Arminia geben. Ich möchte ins Pokalfinale nach Berlin und wenn's geht, den Titel gewinnen«, verspricht Skela, sich nicht hängen zu lassen.
Warum Skela trotz seines Torgeizes so wichtig für Arminia ist? Er zählt zu der vom Aussterben bedrohten Spezies der Spielmacher, ist zudem, obwohl ein Leichtgewicht und nur 1,72 Meter groß, extrem geschickt im Zweikampfverhalten.
Dazu, ob es Arminia verpasst hat, Skela zeitig ein Angebot zu unterbreiten, oder ob die ostwestfälische Offerte mit der der Lauterer nicht mithalten konnte, wollte sich Skela nicht äußern, sagte aber, dass er bei seiner Entscheidungsfindung nicht nur seine eigenen Interessen berücksichtigt habe. »Ich muss in solchen Fällen auch an meine Familie denken. Vor allem an meine Eltern, die ich finanziell unterstütze.« Vater und Mutter Skela leben in Albanien, konnten sich auf die Hilfe ihres Sohnes stets verlassen.
Skela hat in Bielefeld von Beginn an mit offenen Karten gespielt, sich immer geweigert, leere Versprechen abzugeben. Darum hofft er nun, dass die DSC-Fans ihm den nahenden Vereinswechsel nicht krumm nehmen. Doch so lange Skela weiter seine Leistung bringt, wird ihm schon niemand etwas vorwerfen.
Uwe Rapolder war von Skelas Entscheidung naturgemäß wenig begeistert. Zwar äußerte Rapolder gestern, zum Thema Transfers nichts mehr sagen zu wollen, die Enttäuschung stand dem 46 Jahre alten Coach aber deutlich ins Gesicht geschrieben. »Jede Aussage, die ich zu diesen Dingen tätige, wird so ausgelegt, als ob ich den Verein angreifen wolle. Was ich aber wirklich will, ist die Mannschaft zusammenhalten«, sagte Rapolder.
Teamkapitän Mathias Hain gestand, dass das Bekanntwerden des Skela-Wechsels einen Tag nach dem tollen Pokalerfolg gegen Rostock etwas auf die Stimmung drückte. »Ich habe mit Ervin persönlich über die Sache gesprochen. Er hat seine Gründe für den Wechsel, die ich auch nachvollziehen kann. Mich macht das sehr nachdenklich. Hier hat sich in der letzten Zeit eine Einheit gebildet, die ist einmalig, eine Mentalität, die im Profifußball nicht normal ist. Es wäre schade, wenn der Sockel des Ganzen jetzt eingerissen würde.«

Artikel vom 03.03.2005