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Gestrandet in Herford: Christian Wurzek wollte mit seinem Lkw nach Hannover. Foto: Paetzke

»Frau Holle völlig außer Kontrolle«

Autobahn 2 blockiert - Noch mehr Schnee an kommenden Tagen erwartet

Von Curd Paetzke
Bielefeld (WB/dpa). Mit Schneefällen in Deutschland und Kälterekorden in Südeuropa ist gestern der meteorologische Frühlingsmonat März gestartet. Auf der Autobahn 2 ging gestern Abend nach heftigen Schneefällen zwischen Bielefeld und Bad Oeynhausen nichts mehr.

Einer der Brummi-Fahrer, die im Stau auf der Autobahn festsaßen, war Christian Wurzek. In Höhe der Raststätte Herford war auch für den 52-Jährigen aus Herten Endstation. Auf den Fahrspuren in Richtung Berlin hatte sich eine mehrere Zentimeter mächtige Schnee- und Eisschicht gebildet. »Seit zwei Stunden geht's nicht mehr vorwärts, dabei wollte ich eigentlich schon längst in Hannover sein.« Sein mit einem Silo beladener Tieflader stand gegen 21 Uhr immer noch neben einem Sattelschlepper aus Dortmund und einem vollbesetzten Reisebus am Herforder Berg.
Mit zehn Helfer war das THW Herford im Einsatz. Bis 22.30 Uhr haben sie mit ihren schweren Fahrzeugen etwa 20 Lkw über den Herforder Berg gezogen. THW-Sprecher Hendrik Drawe: »Wie hätten schneller helfen können, wenn die Autofahrer eine Gasse freigelassen hätten.«
Aber in der Nacht ging an der Raststätte Herford dann gar nichts mehr. Die Fahrbahn war spiegelglatt - die Autobahn wurde dort komplett gesperrt.
Mit Humor nahm Rudolf Floth (53), drei Brummis weiter vorne in der endlosen Reihe, die ganze Geschichte. »Nur minus drei Grad - da kann man sich nicht beschweren.« In der Nacht zuvor bei zweistelligen Frost-Temperaturen hätte die Sache noch übler sein können. Floth wollte nach Berlin, nun stellte er sich wie seine Kollegen auf eine lange Nacht auf der Autobahn bei Herford ein...
Viel Neuschnee wird in den kommenden Tagen in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens für eine weiße Pracht sorgen. Für heute früh geht Franz Josef Molé vom Deutschen Wetterdienst in Essen sogar von unwetterartigen Schneefällen aus - vor allem im Münsterland. »Frau Holle ist völlig außer Kontrolle«, sagte der Meteorologe.
In Deutschland gab es gestern mit einer Massenkarambolage auf der A 96 Lindau-München (100 Autos, 40 Verletzte), einer gestörten Bahnoberleitung und eingefrorenen Weichen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg größere Behinderungen. In Berchtesgaden erstickte ein siebenjähriges Mädchen beim Spielen in einem Schneehaufen. Wegen heftiger Schneefälle gab es in Teilen Schleswig-Holsteins schulfrei.

Artikel vom 02.03.2005