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Wie kommt
das Küken
ins Ei hinein?

Im Kindergarten wird jetzt »gebrütet«

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (oh). »Ich gucke jetzt jeden Tag hier nach«, sagt die sechsjährige Sarah ganz aufgeregt. »Bis die gelben Küken mit ihren orangenen Schnäbeln und Füßen aus den Eiern kommen.«

So wie Sarah sind seit gestern auch die anderen 84 Kinder des Christus Kindergartens in Senne mehr als gespannt auf die großen Dinge, die nach genau 21 Tagen in ihrer Einrichtung an der Hermann-Windel-Straße passieren sollen. Wenn alles gut geht.
Zwar sind die Kleinen schon in den vergangenen Tagen von Einrichtungsleiterin Margrit Bringewatt und den Erzieherinnen in kleinen Gruppen auf das besondere Projekt »Wie kommt das Küken ins Hühnerei und wieder heraus« vorbereitet worden. Das war zwar auch recht spannend, aber doch nur graue Theorie. An diesem Dienstagmorgen beginnt nun die Praxis, die mit Sicherheit viel Staunen bei den Kleinen mit sich bringen wird.
Entsprechend groß ist die Aufregung, als Werner Schöneborn, der unter anderem die Jugendarbeit im Rassegeflügelzuchtverein Senne betreut, mit Brutkasten, Filzstift sowie 40 Eiern im großen Vorraum des Kindergartens auftaucht. Die Eier stammen von drei verschiedenen Hühnerrassen, die speziell fürs Eierlegen gezüchtet wurden. Von seinen eignen Hühner, Lakenfeldern, die er in der Brackweder Geflügelzuchtanlage Bockschatzhof hält, konnte er dagegen kein einziges Brutei mitbringen.
»Meine Hühner werden unter natürlichen Bedingungen gehalten. Sie legen bei dieser Kälte nicht, weil dann die Eier sofort kaputtfrieren würden. So ist das von der Natur nun einmal eingerichtet«, sagt Schöneborn. Damit kann er den Kleinen auch gleich den Unterschied zwischen seiner natürlichen Haltungsform und einer Legebatterie erklären. Dort müssen die Hühner bei künstlichem »Dauersommer« das ganze Jahr hindurch ihren täglichen Eierlegepflichten nachkommen.
Bevor die Bruteier dann jedoch auf zwei Stiegen in den 38,2 Grad warmen Brutkasten kommen, in der eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 50 Prozent herrscht, dürfen die Kinder jedes Ei mit einem roten Filzstift-Punkt versehen. Nicht weil sie schon für Ostern üben sollen, sondern weil die Bruteier täglich gedreht werden müssen. Der Punkt auf der Schale dient dabei als Orientierungshilfe.
Bei der einen Stiege geschieht das automatisch, bei der anderen sind in den nächsten drei Wochen die Kinder selbst gefordert mit drehen und wenden. Und wenn dies alles gut geht, dann wird am 22. März im Kindergarten der Christusgemeinde wohl kaum an eine geordnete Gruppenarbeit zu denken sein. »Denn genau vormittags, zwischen acht und 13 Uhr, werden die Küken schlüpfen«, versichert Werner Schöneborn.
Und nicht nur gelbe mit orangefarbenem Schnabel und Füßen, wie Sarah meint, sondern auch gestreifte und silbergraue Küken. Bis kurz vor Ostern dürfen die Tierchen dann noch im Kindergarten bleiben - in einer Voliere mit Wärmelampe, die im Vorraum aufgebaut wird. »Und im Herbst werden wir mit unseren Kindern einen Ausflug in die Geflügelzuchtanlage Bockschatzhof machen, um mit diesem Besuch unser Projekt abzurunden«, sagt Margrit Bringewatt.

Artikel vom 02.03.2005