02.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein charmanter Frauenversteher

Mr. »Bright Eyes« spielte dem Ringlokschuppen den Blues


Bielefeld (Rga). Er ist eines der neuen Gesichter des Indie-Rock. Von der Presse gefeiert, von den Fans gehuldigt, gehört er zur Riege der Thron-Anwärter auf den Rock-Olymp. Dennoch ist Conor Oberst alias »The Bright Eyes« ein eher bescheidenes Bürschchen.
An diesem Abend im Ringlokschuppen bewies Conor Oberst, dass seine schnörkellos daher kommenden Songs nicht viel brauchen, um ihre Wirkung beim Publikum zu entfalten. Ohne in irgendwelche Klischees zu verfallen, schüttete er sein Herz derart aus, dass man ihn mit Fug und Recht als charmanten Frauenversteher betiteln darf. Da reichte auch schon mal die Akustik-Klampfe, um die gefühlsbetonten Lieder des ansonsten mit gut eingespielter Band agierenden Oberst in Szene zu setzen. Ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass der junge Künstler in erster Linie ein Songwriter ist, der sein Handwerk versteht.
Im Stile eines Adam Green, nach außen ein wenig unorganisiert wirkend, dennoch vor Zielstrebigkeit nur so strotzend, feiert der Mann auch hierzulande beachtliche Erfolge. Conor Oberst ist »The Bright Eyes«, eine Band wechselnder Musiker, die der Jungspund aus dem langweiligen, eher ländlichen Nebraska nach eigenem Gutdünken und mit straffen Zügeln führt.
Da bleibt nichts mehr übrig von der alten Schule des Rock, die noch Sex, Drugs and Rock«n«Roll propagierte. Die neue Generation Rock hat Kalkül, sie erarbeitet sich ihren Ruhm, anstatt von einem Drogenrausch in den nächsten zu stolpern. Von den »Libertines« einmal abgesehen.
Conor Oberst, der mit »I«m wide awake this morning« und »Digital ash in a digital urn« gleich zwei Alben auf einmal auf den Markt geworfen hat, begeisterte mit jedem seiner Lieder. Der Funke zum Publikum sprang von Anfang an herüber, oder besser gesagt; genau anders herum. Denn insbesondere die Redebeiträge einiger Fans, auf die der Künstler immer wieder zu reagieren hatte, sorgten für eine rege Kommunikation.
Die Performance des zierlichen Künstlers war besonders eindrucksvoll, eben weil er schlicht und einfach den Blues hat. Und gerade dieses Wissen macht den jungen Schlacks, der die »Bright Eyes« ist, äußerst selbstbewusst, jedoch ohne großes Tam-Tam.

Artikel vom 02.03.2005