02.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Räumaktion rettet den Winterball

Austragung lange gefährdet -Ê40 Helfer schaffen den Schnee beiseite

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Schnee, überall Schnee. Eigentlich ging gestern schon lange vor dem Anpfiff in Bielefeld nichts mehr. Auf dem Ostwestfalendamm kamen die Autos kaum vorwärts. Die Fahrpläne im öffentlichen Nahverkehr waren ausgesetzt. Busse und Bahnen fuhren, wie es die Witterung zuließ.

Doch in der SchücoArena entschied Schiedsrichter Uwe Kemmling aus Großburgwedel trotzdem um 18.45 Uhr, dass der Ball im DFB-Pokal-Viertelfinale zwischen Arminia und Hansa nach einer intensiven Räumaktion rollen konnte. »Wenn unser Stadion noch Alm hieße, könnte wir heute wunderbar Ski laufen«, scherzte Hans-Hermann Schwick. Aber der Arminia-Präsident unterstützte die Entscheidung des Unparteiischen: »Der Schiedsrichter ist nur dafür zuständig, die Bespielbarkeit des Platzes festzustellen. Und wenn die Polizei keine Bedenken bezüglich der Anfahrtswege hat und auch die Sicherheit im Stadion nicht gefährdet ist, gibt es keinen Grund, nicht zu spielen.« Darum ordnete Kemmling den pünktlichen Anpfiff an, nachdem er die grün-weiße Spielfläche mehrfach in Augenschein genommen hatte.
Aber lange hatte es danach ausgesehen, als würde an diesem Abend eher eine Schneeballschlacht stattfinden zwischen den Mannschaften als ein Fußballspiel. Denn am Nachmittag hatte es stark zu schneien begonnen. Die Fahrer von zwei Rostocker Fan-Bussen traten angesichst dieser Kunde aus Ostwestfalen unterwegs den Rückzug an. Sie hatten in Hamburg vom Schneechaos gehört und gleich kehrt gemacht: Es gab keine Chance, die Spielstätte rechtzeitig zu erreichen.
Zahlreichen Kartenbesitzern aus der Region erging es nicht anders. Auch sie kamen nicht pünktlich zum Stadion oder blieben -Êangesichts der problematischen An- und Abreise -Êsicherheitshalber gleich zu Hause. Um so erstaunlicher war die Kulisse, die sich im Laufe der eisigen Veranstaltung dann doch noch zum Winterball einfand: 19 866 Fans verfolgten das Viertelfinale.
Wie es außerhalb des Stadions zuging, erfuhren auch die Profis aus Rostock: Mehr als eine Stunde hatten sie von ihrem Hotel in Marienfeld gebraucht - für eine Strecke, die geübte Busfahrer normalerweise in der Hälfte der Zeit zurücklegen. Erst eine knappe Stunde vor Spielbeginn trafen sie dann in der SchücoArena ein. Dort wunderten sie sich sehr. Als Verteidiger Delano Hill die Spielfläche betrat, kommentierte er die äußeren Bedingungen mit einem »oje, oje«, ehe er sich wieder in die warme Kabinen zurückzog. Richtig kalt wurde ihm aber erst nach dem Anpfiff. Trainer Jörg Berger hatte den Niederländer nicht für die Startelf berücksichtigt Hill musste lange auf der Bank frieren.
Um die Partie zu retten, hatten die Arminen alle Hebel in Bewegung gesetzt. Mehr als 40 Helfer räumten den Rasen mehrfach. So viele Geräte waren gar nicht in den Katakomben vorrätig. Deshalb waren die Gastgeber froh, dass im immer dichter werdenden Schneetreiben viele Helfer mit Schiebern auftauchten, um für ihren Klub Hand anzulegen.

Artikel vom 02.03.2005