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Boakye krönt sein Comeback

1:0 gegen Hansa Rostock: Arminia steht im Halbfinale des DFB-Pokals

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Stehende Ovationen für den Sieger: 19 866 Zuschauer erhoben sich, sofern sie nicht sowieso schon standen, von ihren Sitzen und feierten Arminia Bielefelds Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals. Der Fußball-Bundesligist besiegte gestern Abend Hansa Rostock mit 1:0 (0:0). Den entscheidenden Treffer erzielte Isaac Boakye (54.).

Den Ostwestfalen winkt nun in der Vorschlussrunde am 19./20. April die größte Einnahme ihrer Vereinsgeschichte in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro. Bisher spülte Arminias Triumphzug durch den Pokalwettbewerb rund 700 000 Euro netto in die Klubkasse. Jetzt ist es nur noch ein Schritt, um in der kommenden Saison mit großer Wahrscheinlichkeit im Uefa-Pokal dabei zu sein.
Gestern, auf den Tag genau ein Jahr nach dem Dienstantritt von Uwe Rapolder als DSC-Trainer, hatten die Ostwestfalen jedoch vor allem in der Anfangsphase einige knifflige Situationen zu überstehen. Nur zwei Minuten waren gespielt, als der Rostocker Joakim Persson im anhaltenden Schneetreiben und bei rutschigem Boden aus 19 Metern einfach mal drauf hielt und Mathias Hain zu einer Glanzparade zwang. Die lieferte der Arminia-Keeper gern und lenkte den Ball mit einer Faust über die Latte. »Mir hat das letzte Aufbäumen, das nötige Herzblut bei uns gefehlt. Wir haben eine ganz große Chance vergeben«, sagte Hansa-Trainer Jörg Berger. DSC-Coach Uwe Rapolder sah sein Team um »das eine Tor besser« und lobte das Publikum: »Unsere Fans haben uns fantastisch unterstützt.«
Die in der Liga so gut wie abgestiegenen Rostocker suchten im Pokalwettbewerb die Flucht nach vorn. Dabei ließen sich die Norddeutschen, die vor der Abwehr gleich sechs Schnee erprobte Skandinavier aufgeboten hatten, auch von der überraschenden Arminia-Aufstellung nicht beeindrucken. Rapolder hatte den Ghanaer Isaac Boakye für den verletzten Angreifer Fatmir Vata (Oberschenkelzerrung) aufgeboten. Der 23-Jährige hatte zuletzt am 13. Oktober für die Ostwestfalen auf dem Platz gestanden und war dann nach nur zwei Einsätzen wegen einer erneuten Knieverletzung (Innenbandanriss) wieder ausgefallen. Zudem hatte Rapolder Benjamin Lense zurückgeholt und für Routinier Detlev Dammeier Ervin Skela an die Seite Rüdiger Kaufs ins defensive Mittelfeld beordert. Die besten Bielefelder Chancen vor der Pause vergab Verteidiger Markus Schuler in der 15. und 17. Minute. In guter Schussposition verfehlte er ein Mal und scheiterte beim nächsten Versuch an FC-Torwart Schober.
Dann kam die Minute, in der Arminia Pokalgeschichte schrieb: Markus Schuler erzwang nach einem gewaltigen Vorstoß aus der eigenen Hälfte heraus einen Eckball. Skela gab die Kugel nach innen, und nach drei Kopfballverlängerungen über Buckley, Porcello und Owomoyela stand Rapolders Joker goldrichtig. Boakye drückte den Ball aus zwei Metern über die Linie. Es war der erste Treffer des Zweitliga-Torschützenkönigs seit dem 23. Mai - Êund sein allerwichtigster. »Dieses Tor bedeutet mir sehr viel«, sagte der Matchwinner.
Obwohl Rostock sich bemühte, kam die Truppe von Trainer Jörg Berger nicht mehr gefährlich nach vorn. Arminia hätte durch Owomoyela (80.) alles klar machen können. Da sein Kopfball nicht saß, musste bis zum Schluss gezittert werden - und das nicht nur wegen der eisigen Kälte.
Wer glaubt, Arminia hätte nach dem größten Erfolg der Klubgeschichte so richtig auf den Putz gehauen, der irrt. Patrick Owomoyela: »Rübe Kauf hat heute Geburtstag. Vielleicht gehen wir alle gemeinsam Essen. Geplant ist nichts. Aber wir haben am Samstag ja auch ein schweres Spiel in Stuttgart. Vielleicht trinken wir zum Essen ein Bierchen, mehr aber nicht.« Wahrscheinlich wollten sich die Spieler auch was das Feiern angeht noch eine Steigerungsmöglichkeit offen halten.

Artikel vom 02.03.2005