02.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Name Kaupmann bleibt auch in Zukunft erhalten.

Mitarbeiter und
Kunden blieben
bei der Stange

GmbH übernimmt Stammbetrieb

Von Paul Siegfried Schulz
Senne (pss). In wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei steigenden Arbeitslosenzahlen eine gute Nachricht: Die Großbäckerei Kaupmann mit Produktionsstandort an der Wilhelmsdorfer Straße (Windel-Gelände) ist gerettet. Eine Kaupmann GmbH übernimmt zum 1. April den Betrieb mit derzeit 30 Mitarbeitern. Christoph Kaupmann selbst wird in der GmbH eine leitende Position übernehmen.

Diese erfreuliche Entwicklung konnte jetzt Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Andreas Stratenwerth verkünden. »Eine Entwicklung«, so Stratenwerth, »die eigentlich absolut untypisch ist.«
Christoph Kaupmann hatte den seit 1929 bestehenden Familienbetrieb 1991 übernommen und ihn stetig ausgebaut. So reichte der Stammsitz an der Friedhofstraße bald nicht mehr aus, Kaupmann siedelte sich auf dem Windel-Gelände an der Wilhelmsdorfer Straße an. Doch das Familienunternehmen geriet danach in eine wirtschaftliche Schieflage, Kaupmann hatte sich, wie Stratenwerth anführt, übernommen.
Dabei beschritt er einen Weg, der letztendlich auch zum jetzigen Erhalt des Unternehmens beitrug. Kaupmann übertrug seine Filialen an Mitarbeiter als Franchise-Unternehmen, womit sein Personalstand stark entlastet wurde. Heute bestehen 12 solcher Franchise-Verkaufsstellen im Stadtgebiet.
Zwar stieg anschließend das Betriebsergebnis wieder, doch letztlich war das Unternehmen nicht mehr zu retten, Kaupmann musste Insolvenz anmelden. Am 1. Oktober 2004 übernahm Andreas Stratenwerth als Insolvenzverwalter die Geschicke.
Doch die Bäckerei verschwand nicht vom Markt. Was, so Stratenwerth, vier Hauptgründe gehabt habe und die Geschichte auch so untypisch mache. Der eine Grund sei die Person Christoph Kaupmann selbst, der einen sehr guten Ruf in der Branche und bei Kunden habe und für Qualität stehe.
Der zweite Grund seien die im Franchise-Verfahren selbständigen Verkaufsstellen, die sämtlich zu Kaupmann gehalten hätten und trotz erheblicher Abwerbungsversuche weiterhin ihre Backwaren von ihm beziehen.
Der dritte Grund sei, dass auch die Großabnehmer, dazu gehören unter anderem Ikea und Miele, bei der Stange geblieben seien und Kaupmann als Lieferanten die Treue hielten. Weil, so der Insolvenzverwalter, der Mann punktgenau liefert, auch nachts, und auch Nachlieferungen auf Wunsch erfüllt. Dahinter stehe eine ausgeklügelte Betriebsorganisation.
Der vierte Grund schließlich seien die bei Kaupmann verbliebenen Mitarbeiter, die sich ebenfalls zu ihrem Chef bekannten und bereit waren, gemeinsam eine Durststrecke zu überwinden. »Vor diesen Leuten habe ich Hochachtung,« führt Stratenwerth an.
Ein weiterer wesentlicher Grund sei, dass neue Investoren nichts mit den Schulden des Unternehmens zu tun hätten. Diese Schulden seien an der Person Christoph Kaupmann festgemacht, ebenso wie der Name. Deshalb sei es ihm als Insolvenzverwalter auch nicht möglich gewesen, den Namen verkaufen zu können. Gescheitert waren zuvor längere Verhandlungen mit der Bethel-Bäckerei.
Jetzt habe sich die Kaupmann GmbH gegründet, die frisches Geld in den Betrieb einbringt und den Kernbereich inklusive den Snackbereich zum 1. April übernimmt. Jedoch: Die beiden noch bestehenden nicht selbstständigen Verkaufsstellen an der Brackweder Hauptstraße und in Heepen werden nicht übernommen. Heepen sei bereits zu, für die Verkaufsstelle an der Hauptstraße habe er den Mietvertrag gekündigt. Allerdings, so Stratenwerth, gebe es auch hier Gespräche, das Geschäft als Franchise-Unternehmen weiter zu führen.
Stratenwerth abschließend: »Alles in allem ein völlig ungewöhnliches Insolvenzverfahren, bei dem alle mitgezogen haben, den Stammbetrieb zu retten.«

Artikel vom 02.03.2005