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Sanitäter verhindert
Häftlings-Befreiung

Fluchtwagen von der Straße gerammt

Von Christian Althoff
Fröndenberg (WB). Unbekannte haben gestern versucht, einen Häftling (20) zu befreien, als dieser mit einem Notarztwagen aus dem Gefängnis Iserlohn ins Justizkrankenhaus nach Fröndenberg (Kreis Unna) verlegt werden sollte.

Der 20-jährige Weißrusse war wegen Raubstraftaten zu acht Jahren Haft verurteilt worden und saß in der JVA Iserlohn. Gestern morgen gegen 1.30 Uhr hatten Vollzugsbeamte den Mann blutend in seiner Zelle entdeckt - er hatte versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
Die Berufsfeuerwehr Iserlohn schickte einen Notarztwagen in die Haftanstalt, mit dem der Gefangene ins 15 Kilometer entfernte Justizkrankenhaus verlegt werden sollte. »Während des Transportes war der Häftling gefesselt und wurde von zwei Vollzugsbeamten bewacht«, sagte gestern Frank Blumenkamp, Sprecher des Justizvollzugsamtes NRW.
Es war gegen 1.55 Uhr, als sich in einer unbewohnten Gegend plötzlich ein BMW vor den Rettungswagen setzte und versuchte, den Feuerwehrwagen auszubremsen. Im Seitenspiegel erkannte der Rettungssanitäter (27), dass sich ein zweiter Pkw hinter den Notarztwagen gesetzt hatte. Martin Volkmer, Sprecher der Polizei Unna: »Der Mann erfasste die Situation sofort und hatte möglicherweise auch Angst um sein Leben. Er rammte den BMW von der Straße und gab Gas.«
Einer der Vollzugsbeamten alarmierte telefonisch die Polizei, die an der beschriebenen Stelle den BMW und einen weiteren Wagen verlassen vorfand. »Beide Autos waren gestohlen«, sagte Volkmer. Weil die Vollzugsbeamten glaubten, auch Schüsse gehört zu haben, wurde am Tatort nach Patronenhülsen gesucht - vergeblich.
Die Polizei geht davon aus, dass der Suizidversuch des Häftlings Teil eines Plans zu seiner Befreiung gewesen ist. Jetzt hoffen die Ermittler, in den gestohlenen Wagen Spuren der Fluchthelfer zu finden.
Der Weißrusse kam nach ambulanter Behandlung zurück ins Gefängnis.

Artikel vom 02.03.2005