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Schüler bleiben weg

Deutsches Jugendherbergswerk macht 18 Häuser dicht

Von Dietmar Kemper
Detmold (WB). Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) in Detmold musste im vergangenen Jahr 18 unwirtschaftliche Häuser schließen. Die Zahl der Übernachtungen sank gegenüber 2003 um sechs Prozent auf 9,88 Millionen.

Sorge bereitet dem DJH, dass immer weniger Schulklassen in den Jugendherbergen einkehren. Sprecher Knut Dinter sagte gestern dieser Zeitung: »Schulklassen sind unser Hauptgeschäft, aber deren Anteil an den Übernachtungen ist von 48 Prozent vor zehn Jahren auf 43 Prozent gesunken.«
Deshalb werden Familien als wirtschaftliches Standbein für die Jugendherbergen immer wichtiger. Sie machen bereits 13,2 Prozent der Gäste aus, im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Übernachtungen um 6,3 Prozent auf 1,3 Millionen. Mit speziellen Familienprogrammen und Zimmern mit Kinderbettchen, Hochstühlen und Flaschenwärmern wolle sich das Jugendherbergswerk als günstige Alternative zum Urlaub aus dem Reisebüro profilieren, sagte Dinter. Bereits 50 der 554 Jugendherbergen in Deutschland würden mit dem Prädikat »Für Familien besonders geeignet« werben.
Zu den Häusern, die 2004 dicht gemacht wurden, zählt das in Vlotho. Das Jugendherbergswerk stehe unter dem Zwang, das »Netz weiter zu verkleinern«. Allerdings würden nicht nur »kleine, verträumte Häuser am Waldrand« geschlossen, sondern auch neue eröffnet, berichtete Dinter. Im vergangenen Jahr starteten Jugendherbergen in Xanten, Potsdam, Sellin auf Rügen und in Westerland auf Sylt. Die Zahl der Mitarbeiter blieb mit 4000 stabil. Bei den Gästen kommen »Weekend-Programme« in Großstädten mit Musical-Besuch und Wellness-Tagen gut an. Der Anteil von Alleinerziehenden sei unter den Gästen »auffällig hoch«, erklärte Dinter. Frisch renovierte Jugendherbergen erlebten eine schlagartige Zunahme von Gästen. Dies beweise, dass Jugendherbergen kein Auslaufmodell seien. Dinter erinnerte an das neue Programm »Junges Land für junge Leute« der Regierung von Mecklenburg-Vorpommern. Darin würden Jugendherbergen als Aushängeschild der Regionen bezeichnet.

Artikel vom 02.03.2005