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Internet ohne Barrieren
Neue Webseite der BKK Gildemeister Seidensticker - Pflicht für Verwaltungen
Im Alltag scheitern Behinderte im Rollstuhl immer noch zu oft an Treppenaufgängen und anderen Hindernissen, die gesunde Menschen als solche gar nicht wahrnehmen. Barrieren aber gibt es auch im Internet.
Falsche Farbzusammenstellungen auf Websites, hektische Flash-Animationen und Navigationsleisten, die nur über das Anklicken von Bildern funktionieren, stecken voller Tücken. Gerade Behinderte nutzen aber aufgrund ihrer oft eingeschränkter Mobilität gerne die vielfältigen Möglichkeiten des Netzes. Deshalb sollen die Barrieren fallen. So ist der neue Internet-Auftritt der BKK Gildemeister Seidensticker (Bielefeld) von sofort an barrierefrei - und nicht nur dieser.
Für Webangebote der Bundesverwaltungen ist die Barrierefreiheit sogar Pflicht. Bis Ende 2005 haben diese Zeit, ihre Internet-Auftritte so zu gestalten, dass sie auch von Menschen mit Behinderung uneingeschränkt benutzbar sind. Die Durchführung regelt die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV).
Bereits zum dritten Mal schreiben die Aktion Mensch und die Stiftung Digitale Chancen einen Preis für barrierefreie Internetangebote aus: den BIENE-Award. BIENE steht für »barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten«. Betreiber und Gestalter von Internet-Angeboten können ihre Beiträge bis zum 1. August 2005 einreichen. Weitere Infos unter www.biene-award.de.
Der neue Internet-Auftritt der BKK Gildemeister Seidensticker (www.bkkgilsei.de) macht alle Informationen auch für Menschen mit Behinderungen, zum Beispiel Sehbeeinträchtigte, zugänglich.
Durch technische Besonderheiten, wie der Verzicht auf Frames und Pop-up-Fenster, die Einstellbarkeit von Textgröße, die Beschreibung von Bildern, die Möglichkeit, alles auch ohne Maus bedienen zu können, ist das Online-Angebot der BKK besonders einfach zu nutzen.
Ein gut ausgestatteter Computer bietet auch die Möglichkeit, Schwarzschrift in Sprache oder Brailleschrift zu verwandeln. Hier wird über eine Braillezeile die Schriftausgabe des Computerbildschirms in tastbare Blindenschriftzeichen übersetzt. Eine andere Möglichkeit ist Vorlesesoftware, die den Bildschirmtext hörbar macht. Internetseiten, die beinahe ausschließlich aus Bildern bestehen, deren Inhalt nicht anderweitig erläutert wird, sind für alternative Ausgabemedien Gift. Eine Vorlesesoftware kann den Inhalt eines Bildes unmöglich wiedergeben. Gibt es jedoch eine Beschreibung zu einem Bild, wie auf der neuen Webseite der BKK, kann auch ein Nicht-Sehender das Bild erfassen.
Die Webseite besteht nur aus einem einzigen Fenster. Die meisten Internetseiten bestehen aus mehreren (Teil-) Fenstern, die zu einem Gesamtbild zusammengesetzt sind. Ein Sehender kann dieses entstehende Gesamtbild ohne weiteres erfassen. Ein sehbeeinträchtiger Benutzer mit Lesegerät wird hier jedoch bereits nach kurzer Zeit die Orientierung verlieren.
Außerdem hat die BKK Gildemeister Seidensticker Wert darauf gelegt, dass die Schriftgrößen frei einstellbar sind, damit schwachsichtige Benutzer die Schriftgröße nach Bedarf anpassen können. Auch hier hilft eine Seite ohne Frames enorm, da große Buchstaben schnell hinter zu kleinen Fenstern verschwinden würden. Weiterhin gibt es keine Rot-GrünÜberlagerungen (für Menschen mit Rot-Grün-Blindheit), und auf klare Kontraste wurde geachtet.
Navigationen oder Eingabeformulare sind so gestaltet, dass sie ohne Maus bedienbar sind, da ein Behinderter eventuell eine Tastatur, nicht jedoch eine Maus bedienen kann.
Die BKK Gildemeister Seidensticker ist die größte ostwestfälische Krankenkasse mit Hauptsitz in Bielefeld und versichert zurzeit mehr als 160 000 Menschen.(tl)

Artikel vom 25.03.2005