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Friesinger-Festival in Inzell

Eisschnelllauf-WM: Gold und Silber am Finaltag

Inzell (dpa). Anni Friesinger sprang vor Freude ihrem Trainer Markus Eicher um den Hals, Claudia Pechstein schaute etwas deprimiert: Mit Gold über 5000 m und Silber über 1000 m hat die Lokalmatadorin am Schlusstag die Eisschnelllauf-WM in Inzell doch noch zu einem »Friesinger-Festival« gekrönt.

»Das ist der blanke Wahnsinn, ich denke, das war meine erfolgreichste Saison. Nie hätte ich damit gerechnet«, meinte die 28- Jährige nach ihrem Erfolg über die Langstrecken-Spezialistin. In 7:18,32 Minuten legte sie eine Zeit vor, an der sich alle Rivalinnen, allen voran Claudia Pechstein, die Zähne ausbissen. Die viermalige Olympiasiegerin lag lange Zeit auf Sieg-Kurs, musste aber auf den letzten Runden ihrem Tempo Tribut zollen und landete knapp geschlagen mit 0,35 Sekunden Rückstand auf dem Silberrang.
Nachdem Anni Friesinger am Mittag über 1000 m schon ihr zweites Silber eingefahren hatte, konnten die beiden Topstars die Bilanz der Deutschen somit noch gehörig aufpolieren. Mit zwei Mal Gold und vier Mal Silber verhinderten sie in letzter Minute das bislang schlechteste Abschneiden des Verbandes in der Geschichte der Einzelstrecken-Titelkämpfe.
Über 1000 m hatte Anni Friesinger den WM-Hattrick knapp verfehlt. Ausgerechnet ihrer Trainingsgefährtin Barbara de Loor musste sie den Sieg überlassen. Die Niederländerin war in 1:18,24 Minuten um 0,22 Sekunden schneller als die Titelverteidigerin.
Nach Silber über 1500 m hatte Anni Friesinger tags zuvor mit Sabine Völker und Daniela Anschütz mit dem Triumph in der Team-Verfolgung ein Signal gesetzt. In jener Disziplin, die in der gesamten Saison ein Konfliktherd war, demonstrierte das Trio ohne viel Training glänzende Harmonie und durfte sich nach 3:05,81 Minuten über einen Freiluft-Weltrekord als Zugabe freuen.
Eine besondere Genugtuung war der Sieg für Cheftrainer Helmut Kraus, der wegen Kommunikations-Defiziten heftig von Claudia Pechstein attackiert worden war. Ausgeräumt sind die Spannungen jedoch auch nach den Erfolgen nicht, ein klärendes Gespräch soll nach der WM folgen.
Für einen Hoffnungsschimmer in einem enttäuschenden deutschen Herren-Team sorgte der Chemnitzer Marco Weber, der über 10 000 m in 13:46,58 Minuten Siebter wurde. Ansprechend war auch Platz zehn von Jan Friesinger (Inzell) über 1500 m, auf denen Rune Stordal den zweiten Überraschungssieg der Norweger in 1:50,69 klar machte. Zuvor hatte auch Landsmann Even Wetten über 1000 m (1:10,10) die Favoriten aus den Niederlanden düpiert.
Die Oranjes hielten sich dafür über 10 000 m schadlos, wo Bob de Jong mit Freiluft-Weltrekord von 13:25,64 den Angriff von 5000-m-Sieger Chad Hedrick (USA) abwehrte, der Bronze gewann. Die Niederländer siegten auch in der Teamwettverfolgung. Deutschland belegte hier Platz sieben.

Artikel vom 07.03.2005