02.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenn Eltern den Mann aussuchen

ARD-Dokumentation über Ursachen und Folgen von Zwangsehen

ARD, 23.30 Uhr: Sie sind mit gleichaltrigen deutschen Jugendlichen aufgewachsen und haben deren Ideen und Werte übernommen. Bei ihren Eltern herrschen aber noch die alten Traditionen des Vaterlandes.

Vor allem die Töchter aus Immigrantenfamilien haben es schwer, wenn ihre Verwandtschaft ihnen einen Mann aussucht. Die, die aufbegehren und sich dem Willen der Eltern nicht beugen, zahlen oft einen hohen Preis. Renate Bernhard und Sigrid Dethloff dokumentieren das Schicksal junger Ausländerinnen in ihrem Film »Zur Ehe gezwungen«.
Die 17-jährige Sultana zum Beispiel wählte die Flucht. Als ihre Eltern erfuhren, dass sie einen Freund hatte, sperrten sie sie ein und bereiteten ihre Rückführung nach Pakistan vor. Sultana sollte mit einem Witwer verheiratet werden. Nach ihrer Flucht aus dem privaten Gefängnis verlor sie aber auch die Geborgenheit ihrer Familie und Rückhalt im Heimatland.
Die 21-jährige Naila hat entgegen den Gesetzen ihrer Familie den Mann ihrer Wahl geheiratet. Der Preis: Das Paar musste untertauchen und lebt nun in ständiger Angst, gewaltsam getrennt zu werden. Sie sind eines von etwa 40 Paaren, denen eine deutsche Polizeistelle geholfen hat, vor der Bedrohung durch ihre Familien zu fliehen und eine neue Identität anzunehmen.
Die 40-jährige Fatma hat ihre eigene Zwangsverlobung, die Flucht aus der Familie und den Bruch mit ihrer Familie in einem Buch verarbeitet. Sie will die deutsche Öffentlichkeit aufklären und jungen Männern und Frauen Mut machen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die Autoren begleiten sie bei einer Reise in ihre Heimat und dem schwierigen Versuch, mit ihren Eltern darüber zu sprechen.
Der Film soll beschreiben, welche zerstörerischen Folgen Zwangsheirat haben kann. Er soll auch analysieren, aus welchen Quellen sich der Ehrbegriff speist und welche Möglichkeiten in Deutschland bestehen, Zwangsehen zu verhindern und die Opfer zu schützen.

Artikel vom 02.03.2005