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En Vogue - die Kunst des Stickens

Im Kunstraum »Die Rampe« sind Bilder von Monica Bohlmann zu sehen

Bielefeld (uj). Lifestyle und Handarbeit -Êaus diesen beiden Antipoden bezieht Monica Bohlmann die Spannung für ihre Kunst. Unter dem Titel »En vogue« sind noch bis Mittwoch, 16. März, Werke der in Hamburg lebenden Künstlerin im Kunstraum »Die Rampe« zu sehen ist.

Die Welt der Mode und der Models überführt Bohlmann in eine malerische Realität. In der typischen Laufsteghaltung bannt sie die Schönen auf die Leinwand. Ikonen gleich, überzieht die Künstlerin die Figuren mit Wachs und umgibt sie mit vielen Farbschichten aus Ölfarbe, Pigment und flüssigem Wachs.
In einem zweiten Schritt bestickt sie computerbearbeitete Fotos von Models, die sie zuvor auf Leinwand übertragen hat. Das Sticken, als typisch weibliche und häusliche Arbeit übt im Zusammenhang mit den Modebildern eine Irritation aus und verleiht ihnen eine komplexere Bedeutungsebene. Zum Teil wirken die Stiche wie Markierungen, die den Köpfen etwas schablonenhaftes verleihen. Ein andermal überzieht Bohlmann die Figuren mit komplexen Strukturen, bei der zuvor glatte Haut eine Reliefstruktur und somit eine ganz andere Ästhetik erhält. In jedem Fall spielt Monica Bohlmann mit der Bedeutung von Weiblichkeit.
Stickobjekte entstehen auch aus komplexen anatomischen Darstellungen wie Geburtsbildern, Händen oder Füßen. Auch hier entsteht ein Bruch, dient Sticken normalerweise doch zur Verzierung und Verschönerung und nicht zur Abbildung medizinischer Phänomene.
Monica Bohlmann: »Auch heute noch gilt das Sticken als Beschäftigung, die Frauen im privaten Raum und für den privaten Gebrauch ausführen. Der Begriff des Stickens ist mit diesen Bedeutungen besetzt. Das nutze ich, um Dinge darzustellen, die dem Material und der Arbeitsweise fremd sind, um so einen Bruch zu erzeugen und aufmerksam zu machen. Es ist eine neue Art des Zeichnens.«
Monica Bohlmann wurde 1941 in Hamburg geboren und lebt in der Hansestadt als freischaffende Künstlerin. Die Ausstellung in der Neutstädter Straße 9 im Hinterhof kann mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 15 Uhr besichtigt werden sowie nach telefonischer Absprache unter 0171/143 68 46.

Artikel vom 02.03.2005