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Hain schwärmt von Berlin

Arminias Torwart war schon als Zuschauer beim Endspiel dabei

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). »Am liebsten«, sagt Mathias Hain, »wäre mir eine ausverkaufte Arena. 26601 Zuschauer, purer Enthusiasmus auf den Rängen.« Doch Bielefelds Torwart muss sich von seinem Wunsch, das Pokal-Viertelfinale gegen Hansa Rostock heute in einem voll besetzten Stadion zu spielen, verabschieden. Arminia hatte bis gestern 15 000 Tickets verkauft.

Das bedeutet: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird Stadionsprecher Lothar Buttkus heute so um die 60. Spielminute herum eine Besucherzahl bekannt geben, deren erste Ziffer keine Ý2Ü ist. »Wichtig ist, dass die, die da sind, voll hinter uns stehen«, sagt DSC-Sportchef Thomas von Heesen fast ein bisschen trotzig.
Vielleicht ist die Zurückhaltung damit zu erklären, dass Arminia zwei Heimspiele binnen vier Tagen austrägt. Vielleicht damit, dass die Temperaturen am Abend weit unter den Gefrierpunkt sinken. Dabei ist der DSC doch nur noch zwei Schritte vom Pokalfinale entfernt, nur noch zwei Schritte von Berlin. Wollen Arminias Fans denn immer noch nicht glauben, dass der Erfolg des Teams kein Zufall ist, sondern Methode hat?
»Wir haben jetzt schon im Pokal mehr erreicht als Arminia jemals erreicht hat. Wir dürfen jetzt natürlich nicht den Fehler machen, die Rostocker nur weil sie Tabellenletzter sind auf die leichte Schulter zu nehmen«. Aber wenn die Stimmung stimmt, kann sich das sowieso keiner erlauben.
Arminia Bielefelds Mannschaftskapitän schließt nicht aus, dass der ein oder andere seiner Teamkollegen Gefahr laufen könnte, den in der Bundesliga abgeschlagenen Gegner zu unterschätzen. Was nämlich brutal fahrlässig wäre, weil, wie Hain sagt, »wir in dieser Partie etwas Einmaliges leisten können«.
Hain, der sonst besonnen Schritt für Schritt denkt, macht kein Geheimnis daraus, dass »Berlin für mich persönlich etwas ganz Besonderes wäre«. Um das zu erklären, wird der 32-jährige Keeper fast ein bisschen poetisch: »Ich bin schon mal als Zuschauer beim Endspiel gewesen. Das ganze Drumherum ist einmalig. Allein die Anfahrt über die Autobahn. Überall Pkw vollgepackt mit Fans, überall wehen Schals aus den Fenstern. Und dann der Termin: Das letzte Wochenende der ganzen Saison, danach geht's in den Urlaub. Da kannst du in einem Spiel eine ganze Serie krönen.«
Doch Mathias Hain wäre nicht Mathias Hain, würde er nicht schon im nächsten Augenblick warnend den Zeigefinger heben. »Das Bundesliga-Hinspiel hat uns gezeigt, wie schwer es ist, gegen Hansa zu gewinnen.« Erst recht jetzt, da sich die Mannschaft von Trainer Jörg Berger in der Winterpause noch mit Jari Litmanen verstärkt hat. »Ein absoluter Weltklassespieler«, urteil Hain. Entscheidet der 33-jährige Finne vielleicht sogar indirekt das Viertelfinale? Mathias Hain schließt das nicht aus: »Möglicherweise bewirkt er, dass jeder von uns in diesem bedeutenden Spiel die entscheidenden Prozente rauskitzelt, um den nächsten großen Schritt zu gehen.«

Artikel vom 01.03.2005