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Wincor bleibt
bei 35 Stunden

Stiller beendet Gespräche

Von Bernhard Hertlein
Paderborn (WB). Der Vorstand der Wincor Nixdorf AG will auf anderen Wegen als durch Arbeitszeitverlängerung Kosten einsparen. Die Gespräche mit der Industriegewerkschaft Metall wurden gestern ergebnislos für beendet erklärt.

In der gestrigen dritten Gesprächsrunde mit der IG Metall und dem Betriebsrat hat der Vorstand des Computerunternehmens nach eigenen Angaben einen neuen Vorschlag für eine gestaffelte Verlängerung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich vorgelegt. Eine Einigung habe jedoch nicht erzielt werden können, berichtete am Abend der Pressesprecher der Paderborner Aktiengesellschaft, Andreas Bruck. Die im Gegenzug unterbreiteten Alternativvorschläge der Gewerkschaft hätten stets einen Lohnausgleich für die Mehrarbeit vorgesehen und hätten damit die »notwendigen Kosteneffekte nicht annähernd« erbracht. Deshalb habe sich der Vorstand entschieden, auf weitere Verhandlungen zu verzichten.
Karl-Heinz Stiller, Vorstandsvorsitzender des auf Bankautomaten und Kassengeräte spezialisierten Unternehmens, hat die Verlängerung der tariflichen Wochenarbeitszeit von derzeit 35 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich im Spätjahr 2004 ins Gespräch gebracht, obwohl Wincor Nixdorf zuletzt wieder einen Rekordgewinn erzielen konnte. Es gehe darum, die Wettbewerbsfähigkeit international zu stärken und die Arbeitsplätze in Paderborn auch langfristig zu sichern. Ausdrücklich verzichtete Stiller zu Beginn der Verhandlungen darauf, mit konkreten Alternativmaßnahmen wie Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland zu drohen.
Nach dem Ende der Verhandlungen mit der IG Metall hieß es gestern allerdings, nun sei der Vorstand »gezwungen, Alternativen auszuarbeiten«. Welche konkreten Überlegungen zu Kostensparmaßnahmen damit gemeint sind, konnte Unternehmenssprecher Bruck gestern noch nicht erklären. Man werde »mit aller Sorgfalt«Ênach Möglichkeiten der Kosteneinsparung Ausschau halten. Es gebe keinen Zeitdruck. Gänzlich ausschließen könnte man aber Teilverlagerungen an kostengünstigere ausländische Standorte auf Dauer nicht.
Wincor Nixdorf beschäftigt in Paderborn etwa 2100 der weltweit mehr als 6000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ging im vergangenen Jahr mit großem Erfolg an die Börse. Der Jahresumsatz konnte zuletzt um neun Prozent auf 1,576 (Vorjahr: 1,440) Milliarden Euro erhöht werden. Der Gewinn (Ebita = Ergebnis vor Zinsen und Steuern) stieg um 12 Prozent auf 116 (104) Millionen Euro. Wincor Nixdorf ist bei Kassensystemen für den Einzelhandel die Nummer 1 in Europa; im Geschäftsfeld Bankautomaten belegt die AG Platz 2 hinter dem Marktführer NCR.

Artikel vom 01.03.2005