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Arminias Pokalsensation »ganz in Weiß«


Von Michael Diekmann
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Um 21.15 Uhr war die Pokalsensation perfekt, der DSC Arminia erstmals in der Vereinsgeschichte im Halbfinale des DFB-Pokals. Als Schiedsrichter Uwe Kemmling das Spiel abpfiff, hatten einige Arminia-Fans das Stadion noch immer nicht erreicht, steckten irgendwo zwischen gesperrter Autobahn und verstopfter Bielefelder City. Und DSC-Sprecher Hans Milberg hatte es schon zu Spielbeginn geahnt, dass da was geht: »Wir sind im Jubiläumsjahr, erleben jeden TAg eine Sensation und kommen mit dem Winter inzwischen gut klar.« Wohl wahr: Uwe Rapolders Fußball-Profis erwiesen sich auf schneebdecktem Boden besser vorbereitet als das Leben rund um die SchücoArena.
Für die Stadion-Ordner hatte der Einsatz schon um 17 Uhr begonnen, Schneeschieben in geschlossenem Formationsflug. Mit Einlass der Fans kam Verstärkung. »Eine tolle Leistung«, befand Hannes Scholz im Hinblick auf die Vielzahl hilfesbereiter DSC-Fans, die ihre Fahnen und Schlaszur Seite legten und zum Schieber griffen. Eine Premiere gab es auch für Scholz selbst: »Ich bin hier seit 1963, aber ich habe noch nie in Rot abgekreidet.« Irgendwo zwischen Schneebergenhindurch bahnte sich der »Vereins-Markierer« mit der Maschine seinen Weg. Gegen solche Schneemassen, bestätigten die Verantwortlichen, war die Rasenheizung machtlos, die seit einer Woche auf 100 Prozent lief.
Rund um das Spielfeld, auf dem in 90 Minuten weißem Krimi mit Zufallsfaktor auf seifigem Parkett die Sensation ihren Lauf nahm, ereignete sich eine ganze Reihe kleiner menschlicher Episoden. ZDF-Kameramann Heinz Wolf versuchte vergeblich, das Blatt mit der Mannschaftsaufstellung unter der Plane mit dem empfindlichen Elektrogerät zu verstauen. Ordner Nr. 207, Rudolf Lipinski, hatte an seinen Stammplatz neben der Trainerbank sicherheitshalber die Thermoskanne mitgebracht, wärmte die klammen Finger an dem Becher mit dampfendem Inhalt, der auch für Ehefrau Uta mit reichen musste. Lipinski: »So etwas habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt.« Ein Spiel mit unbekanntem Ausgang erlebten auch Detlef und Erika Weiße aus Höxter. Die hatten die Pokalkarten zu Weihnachten von den Kindern bekommen ,waren kurz nach 15 Uhr gestartet und ab Lemgo in dichtem Schneetreiben unterwegs. Dick vermummt unter Wolldecken bewegte sie eigentlich nureine Frage: »Ob wir wohl unser Auto nachher wieder finden? Das steht irgendwo am Bürgerpark.«

Artikel vom 02.03.2005