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Arme Kinder in reichen Ländern

Deutsche unrühmlich

Berlin (ddp). In den meisten reichen Nationen steigt nach Angaben der Kinderhilfsorganisation Unicef die Kinderarmut.
Die Situation von Kindern in 17 von 24 OECD-Staaten habe sich verschlechtert, sagte gestern Reinhard Schlagintweit von Unicef Deutschland in Berlin. Hierzulande sei die Kinderarmut dabei mit 2,7 Prozentpunkten seit 1990 stärker angestiegen als in den meisten anderen Industrienationen.
Jedes zehnte Kind in der Bundesrepublik lebe in relativer Armut. Dies seien mehr als 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) kündigte eine verstärkte Förderung von Alleinerziehenden an. In erster Linie werde es darum gehen, Alleinerziehende bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit gezielt zu unterstützen. Die Ministerin kündigte an, den zum Jahresbeginn eingeführten Kinderzuschlag für Geringverdiener von bis zu 140 Euro monatlich auszuweiten.
Die kinder- und familienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ekin Deligöz, sagte, finanzielle Transfers seien sinnvoll, »aber nur dann, wenn sie zielgenau gegen Kinderarmut gerichtet sind wie der Kinderzuschlag«. Dessen Weiterentwicklung zur Kindergrundsicherung müsse geprüft werden. Außerdem mangele es den Kindern oft an Bildung, Unterstützung und Aufmerksamkeit. Armut beschädige das Selbstwertgefühl, beeinträchtige die Herausbildung ihrer Fähigkeiten und ihrer persönlichen Autonomie und gefährde das Niveau ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung, fügte Deligöz hinzu.

Artikel vom 02.03.2005