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Leitartikel
Einladung zur Tat

Botschaft
der
Freiheit


Von Jürgen Liminski
Irgendwie war es schon peinlich für die Deutschen. Bei aller Herzlichkeit und zur Schau gestellten Freundschaft, die Worte, die der US-Präsident letzte Woche zu den Slowaken sprach, sind eine andere Kategorie. »Eine kleine Nation, die auf einer großen Idee gründet..« - angesichts unserer heiß diskutierten Probleme von Windkraft bis Hartz IV heißt das: eine große Nation, die nur noch auf kleinen Ideen gründetÉ
Die große Idee, die unserem politischen Management abhanden gekommen ist, ist die Freiheit. Das war die Botschaft von Bush. Man mag über seine Politik streiten, die Nachhaltigkeit und Rechthuberei, mit der das in Talkshows und auch auf der Straße getan wird, zeigt, dass die Selbstgerechten und Ängstlichen nicht verstanden haben, worum es in den nächsten Jahrzehnten geht: Es geht um eine Freiheit, um einen Kulturkampf, die gerade solche Auseinandersetzungen ermöglicht und nicht um Friedhofsruhe spießiger Bürger nach dem Motto: Lass mich in Ruhe fernsehen und das Gefühl genießen, Teil der politisch korrekten veröffentlichten Mehrheitsmeinung zu sein.
Die Freiheit ist die Voraussetzung für Gerechtigkeit und damit auch für den Frieden. Hier aber driften die führenden Amerikaner (einschließlich Demokraten) auf der einen und rot-grüne Linke nicht nur in Deutschland auf der anderen weit auseinander.
Letztere haben ein Konzept von der Freiheit, das Sartre als »Freiheit von« definierte. Die Amerikaner sehen in der Freiheit aber nicht nur eine Option, die offenzuhalten ist, sondern die zur Tat einlädt. Sie definieren Freiheit wie Thomas von Aquin als vis operans, als tätige Kraft.
Dass die Entscheidungen nicht immer glücklich oder richtig sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Wer entscheidet, kann auch Fehler machen und verlieren. Aber wer Freiheit nur als Stillhalten und Abwarten, als endloses Offenhalten von Optionen betrachtet, der hat schon verloren.
Beispiel islamistischer Terror: Mit diesen Leuten kann man nicht ewig verhandeln. Wenn sie die Atombombe haben, werden sie sie gebrauchen - entweder gegen Israel oder, um Europa zu erpressen.
Beispiel Putin: Bush hat ihm deutlich gemacht, dass der Weg des Kremlherrn in die Diktatur führt, dass man dennoch an einer strategischen Partnerschaft festhält und in etlichen Bereichen zur Kooperation bereit ist. Das ist meilenweit entfernt von der servilen Haltung des Männerfreundes Schröder, der in Putin einen »lupenreinen Demokraten« sieht.
Diktatorisch denkende und lenkende Politiker wie Putin, die Mullahs oder der Nordkoreaner werden ohne Widerstand die Freiheit der anderen immer stärker einschränken.
Wenn diese Botschaft in Europa gehört wurde, war der Bush-Besuch ein Erfolg. Dann kann man sich auch mal um die kleinen Dinge kümmern. Und selbst mit den Amerikanern in der einen oder anderen Sache streiten.

Artikel vom 01.03.2005