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Bilbaos »Ritterschlag« für MSC

Spanier vom 17. Hallentrial angetan - Schäfer und die Dopingkontrolle

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Überraschender Besuch: Zum ersten Mal überhaupt in der deutschen Trialgeschichte tauchten Dopingfahnder am Sonntagabend in der Seidensticker Halle auf. Beim 17. Internationalen Hallentrial Bielefeld traf es Jochen Schäfer. Der 18-Jährige vom MSC Großheubach war von seinem dritten Platz so überwältigt, dass die Kontrolleure Geduld mitbringen mussten. Erst nach zwei Stunden war die Prozedur abgeschlossen.

»Der Jochen ist mit dem Ansatz zu uns gekommen, nicht Letzter zu werden. Und dann steht er auf dem Treppchen«, konnte Hallensprecher Uwe Kelber Schäfers Endorphinausschüttung gut nachvollziehen. »Der Bursche kommt von Fahrradtrial und sitzt erst in der fünften Saison auf dem Motorrad. So schnell ist noch keiner in die AI/-Klasse gekommen«.
Auch wenn sein Schützling Laia Sanz nach der Qualifikation bloß noch zuschauen durfte - Bielefeld war für den spanischen Edel-»Wasserträger« Amos Bilbao nicht nur wegen des nächtlichen Besuches im Ringlokschuppen eine Reise wert. Bilbao saugte gierig die Atmosphäre in der Halle ein und verabschiedete sich von jedem Helfer an den Sektionen persönlich mit Händedruck. »Wenn ihr mal einen Fahrer braucht, ruft mich an«, offerierte der Sieger der schottischen Sixdays und Weltmeisterschafts-Dritte (1999) launig den Machern des MSC Brake. »Hallentrial hat in Spanien einen immensen Stellenwert. Das ist wie ein Ritterschlag für uns«, frohlockte Uwe Kelber.
Der »rustikale« Abbau des künstlichen Europa ging so rasch vonstatten, dass die Seidensticker Halle bereits nach gut vier Stunden wieder komplett leer war. Nach einer nahezu perfekten Veranstaltung auf gutem Niveau - MSC-Vereinsvorsitzender Jürgen Heuermann war »95-prozentig zufrieden. 100 Prozent nur deshalb nicht, weil wir so selbstkritisch sind« - ist nach dem Trial vor dem Trial. Die nächste Großveranstaltung steht vor der Tür.
Der MSC Brake befindet sich in regen Verhandlungen mit dem nationalen Motorsport-Dachverband DMSB und der World Games GmbH. Bei den Weltspielen der nicht olympischen Sportarten soll der MSC Brake am 21./22. Juli in der Arena Oberhausen ein internationales Spitzen-Hallentrial durchführen. Da die Arena mit 12 000 Sitzplätze weit voluminöser und vor allem höher ist, müssen die Braker Sektionsbauer in anderen Dimensionen denken. »Wir sind nur der Dienstleister und stehen in den Startlöchern«, wartet Heuermann auf ein Signal aus Frankfurt (DMSB) oder Oberhausen.
Nach der reizvollen Weltpremiere mit dem Duell Frau gegen Männer stellt sich die Frage: Wie soll der MSC Brake sich 2006 noch steigern? Uwe Kelber (»Bisher ist uns immer noch etwas eingefallen«) bleibt da ganz gelassen, ebenso Jürgen Heuermann: »Wir finden ganz sicher einen Weg. Unsere Jungs zeichnet Phantasie ohne Ende aus«. Eine Steigerung, die auch Fernsehsender locken würde, wäre in jedem Fall eine Indoor-WM-Veranstaltung. »Das möchten wir nicht. Sowas kostet uns 75 000 Euro. Wir sind zufrieden mit dem, was wir haben«, lehnt Kelber dankend ab.

Artikel vom 01.03.2005