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»Stadtbekannte Polierer«

Zwei erfolgreiche Hilfsprojekte in der SchücoArena

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Hans-Hermann Schwick konnte sich dem Charme der Putzkolonne nicht entziehen. Der DSC-Präsident war kaum im VIP-Raum der Schüco-Arena, da rückte Laborschüler Lukas Spengler (11) bereits mit Schuhputzzeug an, sammelte gleichzeitig Geld für die Flutopfer in Südostasien ein.

Die meisten Besucher des Arminia-Heimspiels gegen den 1. FC Nürnberg empfanden nicht nur das Spiel auf dem grünen, weil beheizten Rasen als durchaus belebend, sondern auch die Aktion im VIP-Raum des Stadions und vor dem Business-Club, mit dem sich insgesamt zwölf Schülerinnen und Schüler der Laborschule mit ihrem Lehrer Volker Schrempf mit Bürste und Putzlappen für ihre Sammelaktion einbrachten.
Geputzt hatte das engagierte Team bereits in Universität, Rathaus und Stadthalle beim Benefiz-Abend. Der Auftritt in der SchücoArena war für die stadtbekannte Putzkolonne aber ein ganz besonderes Erlebnis. Auf Einladung des DSC gab es für die eifrigen Helfer echte Arbeitskarten, die man am blauen Band um den Hals tragen und an den Kontrollen vorzeigen konnte.
Das Schuhputzhandwerk ist in der Laborschule Teil eines unterrichtsbegleitenden Projektes, wie Schrempf erklärt. Die im Schnitt elfjährigen Schüler, insgesamt gut 50 aus verschiedenen Klassen, bringen sich nicht nur mit praktischer Arbeit ein, sondern lernen auch etwas über wirtschaftliche Zusammenhänge.
Demnächst steht die Gründung einer eigenen Schülerfirma an, berichtet Schrempf. Gelernt haben die Schüler, die am Samstag nicht nur bei prominenten Gästen des Fußballspiels den Putzlappen auf Schnee erprobte Lederschuhe legten und kräftig nachcremten, auch etwas über den fairen Handel mit Rohstoffen oder die Verwendung von ökologischer Schuhcreme, die nur aus natürlichen Rohstoffen besteht.
Hilfe insbesondere von den albanischen Fußballprofis in Diensten des DSC erhofft sich Matthias Schüppel. Der Oerlinghauser traf sich vor dem Spiel mit DSC-Mitarbeiter Steffen Dauter, um Einzelheiten zu besprechen. Schüppel und sein Interessentenkreis engagieren sich für den 21-jährigen Xhevdet Thaqi, der im Kosovo lebt und sich bei der Explosion eines Gasofens lebensgefährlich verletzt hatte. Thqi überlebte trotz der Verbrennung von mehr als 60 Prozent seiner Haut. Die Familie, so Schüppel, verlor im Krieg ihre ganze Habe, Sozialversicherungen sind im Kosovo Fremdworte, der junge Mann benötigt aber nach Auskunft von Bielefelder Ärzten, die sich mit dem Problem befasst hatten, einen zweimonatigen Aufenthalt in Deutschland und entsprechende Operationen mit professionellen Hauttransplantationen.
Zahlreiche Spender haben sich schon gefunden, zwei Ärzte waren bereits unentgeltlich im Kosovo vor Ort. Die Hilfe der Arminen wäre ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer möglichen Genesung des Patienten. Steffen Dauter ist optimistisch: »Wir werden mit den Spielern über das Problem sprechen und sicher eine Lösung finden. Wir können uns da in irgendeiner Form ganz bestimmt einbringen.«

Artikel vom 28.02.2005