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Er war sicher das Herz der Bielefelder Altstadt

Juwelier Fritz Oberwelland starb im Altervon 72 Jahren

Von Michael Diekmann und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Fritz Oberwelland ist tot. Der Juwelier und Uhrmachermeister, unermütlicher Kämpfer für Bielefeld, die Altstadt und die Kaufmannschaft, erlag am Wochenende im Alter von nur 72 Jahren einer heimtückischen Krankheit.

Oberwellands Tod macht die Menschen betroffen. Der stets jugendlich wirkende »Altstadt-Pensionär«, wie er sich selbst einmal scherzhaft bezeichnet hatte, war noch voller Pläne, als er sich zum 70. Geburtstag im Januar 2003 aus dem operativen Geschäft verabschiedete. Den traditionsreichen Juwelier Böckelmann am Alten Markt, 1830 gegründet, hatte er eben an seinen Sohn Ralf (38) in die sechste Generation übergeben.
Für seine Altstadt, seine Kaufmannschaft und sein Umfeld blieb Oberwelland auch weiter die einzigartige Integrationsfigur. Er war nicht nur der bekannteste Altstadt-Kaufmann, sondern Symbolfigur, Motor, Moderator und Koordinator einer Gemeinschaft von gut 100 Kaufleuten. Er brachte Interessen an einen Tisch, sorgte für Diskussion, entwickelte Visionen und war Bielefelder durch und durch, auch wenn er 1933 im ostpreußischen Liebemühl geboren worden war. Der Vater war als Lehrer dorthin zwangsversetzt.
In den Fünfziger Jahren führte Oberwelland, Vater von drei Kindern, die Böckelmann-Tradition fort. Uhren waren das Metier, erst 1963 kam Schmuck ins Sortiment. Im Geschäft entwickelte er Trends. Er schenkte Bielefeld eine Vielzahl einzigartiger Events, er pflegte einen Hauch Weltstadt in Ostwestfalen und er ist der Erfinder des Weihnachtsmarktes. Oberwelland, Urgestein im Verkehrsverein, kaufte die ersten Holzhäuschen für den Alten Markt auf eigene Rechnung. Oberwelland, der charmante Gastgeber und Marketingprofi, war gleichsam ein Freund, der die Geselligkeit liebte, nie einen Rat schuldig blieb und mit der ihm eigenen Prise Schlitzohrigkeit Kommunikationsprobleme in Gremien bereits im Keim ersticken konnte, und für viele war er einfach »Fritz«, der immer Zeit hatte, auch zuhören konnte.
Oberbürgermeister Eberhard David und Verkehrsdirektor Hans-Rudolf Holtkamp zeigten sich vom Tod des Kaufmanns tief betroffen: »Er war anerkannter Repräsentant der Altstadt-Kaufleute«, sagte David. »Und er hat sich mit großem Erfolg dafür eingesetzt, die Attraktivität der guten Stube Bielefelds zu erhalten und zu verbessern. Er besaß die Gabe, mit seiner Lebensfreude andere zu begeistern und mitzureißen. Für Politik und Verwaltung war er ein kompetenter Gesprächspartner, der beharrlich gefordert hat, die Rahmenbedingungen für den Handel zu verbessern. Selbst auf dem Krankenbett hat ihn sein Optimismus nicht verlassen. Damit hat er es seinen Besuchern leicht gemacht.«
»Er war einfach der 'Mister Altstadt'«, so Holtkamp, der einen freundschaftlichen Kontakt zu Oberwelland pflegte. »Der überzeugte Bielefelder hat sich immer mit größtem Engagement für die Stadt eingesetzt. Seine Spontaneität, seine Lebensfreude waren ansteckend. Menschen wie ihn, die in positivem Sinne original sind, gibt es leider nicht mehr viele.«

Artikel vom 28.02.2005