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Der Kuckuck


Jeder kennt seinen Ruf - »Kuckuck« -, doch nur wenige haben den Vogel schon einmal gesehen. Wenn er auf seiner Singwarte sitzt, verhält er sich ruhig, ist mit seinem bräunlichen oder gräulichen Federkleid auch recht unauffällig und beobachtet die Umgebung. Meist sucht er dann nach Nestern von Singvögeln, in denen gerade ein Gelege entsteht. Denn das Weibchen legt seine Eier in die Nester fremder Vogelarten.
Da es meistens die Art bevorzugt, bei der es selbst groß geworden ist, ähneln die Eier in ihrer Farbe denen der Wirtsvögel. Und damit das zusätzliche Ei nicht zu sehr auffällt, frisst der Kuckuck eines der vorgefundenen Eier auf.
Der geschlüpfte Jungvogel des Kuckucks, noch nackt und blind, wird selbst aktiv, um sich Nahrungskonkurrenten vom Hals zu schaffen: Er wirft oder schubst im Nest befindliche Eier und auch Jungvögel einfach hinaus. Die Wirtseltern - beispielsweise Rohrsänger, Grasmücken und sogar Zaunkönige - hat der kleine Parasit bald an Größe überrundet, wird aber trotzdem bis zu sechs Wochen lang durchgefüttert.
Am ehesten werden Naturfreunde einen Kuckuck im Flug sehen. Das 33 Zentimeter große Tier hat spitze Flügel, einen sehr langen Schwanz und zeigt eine auffällig gerade Rückenlinie. Aufgrund seiner gemusterten Unterseite (helles Untergefieder mit dunkler Bebänderung) könnte er mit dem Sperber verwechselt werden - wenn dieser nicht deutlich rundere Flügel hätte. Derzeit ist der Vogel in seinem Winterquartier in Afrika und kehrt erst spät, Ende April/Anfang Mai, in sein Revier zurück. Auch in Bielefeld ist jedes Jahr der Ruf des Kuckucks zu hören. Ornithologen vermuten jedoch, dass die Bestände in der näheren Umgebung zurückgehen.
Die halboffenen Landschaften, die die Art braucht, findet sie noch recht häufig in den Parklandschaften rund um Münster und in den Mooren im Kreis Minden-Lübbecke. Vermutlich hat der Rückgang großer Insekten und deren Raupen als Folge des Insektizid-Einsatzes seinen Rückgang verursacht. Denn Insekten bilden die Nahrungsgrundlage des Kuckucks.
WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag den Haussperling

Artikel vom 01.03.2005