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Energie, die aus dem Wald kommt

Heizen mit Holz - von der Arme-Leute-Methode zur modernen Alternative


Bielefeld (gge). Heizen mit Holz - das ist nicht nur für Kaminbesitzer interessant. Zu Pellets oder so genannten Hackschnitzeln zerkleinert, ist die nachwachsende Ressource aus dem Teutoburger Wald zugleich eine echte umweltfreundliche Alternative für den privaten wie den öffentlichen Haushalt. Hierauf hat jetzt Oberforstrat Willi Stock vor den Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft Bielefeld und des Waldbauernverbandes, Kreisgruppe Bielefeld, hingewiesen.
»Wir verzeichnen zurzeit einen erhöhten Brennholzabsatz im Forstbezirk, die Leute reißen es uns buchstäblich aus den Fingern«, erklärte der stellvertretende Leiter des Forstamtes Bielefeld. Und das aus gutem Grund: Bäume produzieren Sauerstoff und entziehen der Atmosphäre schädliches CO2 (Kohlendioxid). Bei Verrottung entsteht der gleiche CO2-Ausstoß wie bei der Holzverbrennung. »Dem Baumstamm ist es also egal, ob er vermodert oder für energetische Zwecke genutzt wird«, sagt Stock. Der CO2-Kreislauf bleibe geschlossen.
Das haben auch Umweltschützer erkannt, die den Klimawandel (ausgelöst durch den hohen CO2-Ausstoß der Industriegesellschaft) und die allgemeine Aufheizung der Erdatmosphäre (Treibhauseffekt) beklagen, die unter anderem durch die Verbrennung von Öl und Gas entsteht. War das Holz zum Nachlegen früher eher der Brennstoff für arme Leute, so gehtĂ•s heute automatisch. Das Scheitholz, in der Regel nur noch für den offenen Kamin oder den Kaminofen gefragt, hat Konkurrenz bekommen nicht nur von den Hackschnitzeln (drei Zentimeter lang), sondern auch von den Pellets, zu Würmchen gepressten Spänen, die in allen Sägewerken anfallen, mit einem Durchmesser von sechs Millimetern als homogener Brennstoff. Eine Schnecke transportiert sie aus einem Bunker in den Ofen mit eingebautem Wärmetauscher.
»Das System ist absolut sicher«, betont Stock. Alte Öltanks können als Raumspender genutzt werden. Nötig für den Pellet-Betrieb ist allerdings ein V-Trichter. Erdtanks für Pellets sind schon auf dem Markt. Der Nachteil: Pelletsheizungen reagieren etwas träger auf Temperaturschwankungen.
Der Einbau eines Pufferspeichers ist deshalb ratsam, um die Warmwasserversorgung durchgehend zu gewährleisten. Stock rät deshalb: »Ihn kann man gar nicht groß genug anlegen. Wer von Öl oder Gas auf Holzheizung umsteigen will, für den gibt es nur individuelle Lösungen«, betont Willi Stock.
Das wirke sich auch auf die Kosten aus: Noch ist die Pelletsheizung rund 15 Prozent teurer als die herkömmliche Öl-Variante. Dafür gibt es bis zu 40-prozentige Zuschüsse von Land und Bund: 3200 Euro für das Einfamilienhaus, 60 Euro pro Kilowattstunde bei größeren Anlagen. Die Rückstände sind minimal: Alle zwei bis drei Monate fällt ein Eimer Asche an. Die Energieausbeute liegt bei 93 Prozent.
Wie viele Pellets benötige ich für meine Heizung? Hier gilt die Faustregel: Pro Kilowattstunde Heizleistung sind 0,9 Quadratmeter Lagerraum nötig. Weiterer Vorteil: Für das Einfamilienhaus gibt es keine besonderen Lagervorschriften. Alte Schornsteine sind vielleicht nur zu verrohren, damit sie 400 Grad Hitze aushalten.
Messungen nach dem Bundesimmisionschutzgesetz durch den Schornsteinfeger sind erst für Anlagen ab 15 Kilowatt erforderlich. »Kahlschlag« ist übrigens auch nicht zu befürchten, sollten Pellets- und Hackschnitzelheizungen zum echten Renner werden. Dwenn allein der 20 000 Hektar große Bielefelder Wald wächst jährlich um 140 000 Festmeter (Kubikmeter) nach. Dem steht ein Einschlag von nur 40 000 Festmetern gegenüber. Würde man 60 000 Festmeter für energetische Zwecke nutzen, könnte man damit eine Stadt wie Halle/Westfalen komplett beheizen.

Artikel vom 02.03.2005