28.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Heimische Amtsstuben mit Holzabfällen beheizen

Forstamt spricht mit der Stadt über eine Pilotanlage


Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Bielefelds Land- und Forstwirte wollen die Stadt dazu bewegen, öffentliche Gebäude nicht länger mit teuerem Öl aus fernen Ländern, Strom oder Gas zu beheizen, sondern mit Holz aus dem heimischen Wald. Geplant ist eine Pilot-Anlage zur Anlieferung von Holz-Hackschnitzel, einem umweltfreundlichen Energiespender, der als Rohstoff auch noch dauerhaft nachwächst.
Erste Gespräche zwischen Westfälisch-Lippischem Landwirtschaftsverband (WLV), Baudezernent Gregor Moss, Immobilien-Service-Betrieb (ISB) sowie Bielefelder Bauträgern sind für Dienstag im Rathaus vorgesehen. Vorbilder sind die Städte Gütersloh, Oerlinghausen und Harsewinkel, wo Schulen und andere Gebäude bereits mit zerkleinertem Rest- und Altholz beheizt werden. »Wir schieben ein Riesenpotenzial vor uns her, ohne es zu nutzen«, begründet Forstamtmann Erhard Oehle bei der Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Bielefeld sowie des Waldbauernverbandes (WBV). Rohstoffe nicht zu nutzen. Gleichzeitig Holz zu importieren, sei gegenüber nachfolgenden Generationen nicht zu verantworten.
Die Schweden fahren seit langem das gesamte Reisig aus dem Wald, lassen es zwei Jahre lang unter Folie trocknen. Die dann gefertigten Holzschnitzel werden zum Verbraucher in den Lagerbunker gebracht. Kaufen kann man das Heizgut auch in so genannten »Energie-Holzhöfen« überall im Land.
FBG-Chef Wolf-Friedrich von Dallwitz sieht in der Rückbesinnung auf das Holz als umweltfreundlichen Brennstoff in Deutschland auch eine »neue Einkommensmöglichkeit für Land- und Forstwirte«. Die Anlagen für die feineren Pellets (geeignet für Einfamilienhäuser) wie auch die gröberen Hackschnitzel (für Bauernhöfe oder größere Gebäude mit einem Verbrauch ab 50 Kilowatt pro Stunde) können inzwischen so betrieben werden können wie moderne Ölheizungen. »Ausgesprochen komfortabel«, wie WBV-Chef Ulf Meyer zu Eissen betont. Mit der Firma Apenbrink in Jöllenbeck gibt es auch schon einen Hackschnitzel-Lieferanten.
Der Landwirtschaftliche Kreisverband informiert am 7. März um 19 Uhr im Krug »Zum Grünen Kranze« in Theesen. Dr. Karsten Block, Leiter des Zentrums für nachwachsende Rohstoffe referiert. Das Forstamt Bielefeld hat allein im vergangenen Jahr 50 Pellets-Heizungen mit öffentlichen Mitteln gefördert. Oberforstrat Willi Stock erläuterte den Waldbesitzern, warum ihre Eichen, Buchen, Pappeln und Fichten längst nicht mehr nur zur Möbel- oder Palettenproduktion geeignet sind, das Heizen mit Holz auch höchst umweltfreundlich ist.

Artikel vom 28.02.2005